Es hat eine Weile gedauert, aber nun ist es soweit: Die blauen, sogenannten Verifikationshäkchen auf Twitter sind Geschichte. Was bleibt, ist eine Markierung für zahlende Kunden, die das Twitter-Blue-Abo abgeschlossen haben und sich damit bestimmte Leistungen erkaufen. Dabei erfüllte das alte Häkchen eine durchaus wichtige Funktion: Bei Profilen von Weltstars wie Cristiano Ronaldo, Halle Berry, Lady Gaga, Beyoncé, Shakira und Justin Timberlake konnte man sich sicher sein, dass Twitter geprüft hat, ob es sich dabei tatsächlich um die echten Personen (oder deren Management) handelt. Das ist nun vorbei. Die einzige Aussagekraft, die noch bleibt: Jemand ist bereit, acht US-Dollar monatlich zu zahlen und hat eine gültige Telefonnummer. Fälschern und Betrügern ist damit Tür und Tor geöffnet.
Doch nicht nur Prominente wiesen sich vormals durch den Haken aus. Auch Regierungsorganisationen, Konzerne und die Profile von Vereinen oder Verbänden erhielten durch den Haken einen offiziellen Anstrich. Auch das: vorbei. Lediglich bei Unternehmen (siehe stern auf Twitter) gibt es mit einem goldenen Haken eine Alternative und Profile wie das des Papstes haben einen grauen Haken. Die Ersatzhaken tragen aber längst nicht alle, die die blaue Markierung verloren haben.
Twitter soll alte Haken "korrupt" verteilt haben
Der Grund für die Entfernung der Haken ist Elon Musks Hass auf nahezu alles, was Twitter vor seiner Übernahme gemacht hat. Die Vergabe der alten blauen Haken bezeichnete er in der Vergangenheit als "korrupt", warf seinen Vorgängern vor, mit der Verifikation willkürlich um sich geworfen zu haben. Das Gegenteil entspricht der Wahrheit – ohne händische Prüfung erhielt niemand den Haken.
Bereits im Vorfeld ließen besonders Prominente Musk wissen, dass sie rein gar nichts von seiner neuen Politik halten. Eigentlich sollten die alten Haken schon Anfang April verschwinden, weshalb sich in diesem Zeitraum besonders viele Berühmtheiten meldeten und Musk zu verstehen gaben, dass sie absolut kein Interesse an einem Bezahl-Abo haben. Darunter große Namen wie Chrissy Teigen, LeBron James und US-Rapper Ice T (Promis und Firmen zeigen Elon Musk die kalte Schulter – der rächt sich).
Musk "zahlt" einigen Promis das Abo
Für viele seiner weltbekannten Kritiker hat sich Elon Musk einen besonderen Scherz ausgedacht. Sie haben heute noch immer einen Haken, dessen Bedeutung sich laut aktuellem Beschreibungstext allerdings komplett geändert hat. Klickt man den Haken von James, King, Ice T oder Shatner an, steht dort: "Dieses Konto ist verifiziert, weil es Twitter Blue abonniert hat und seine Telefonnummer verifiziert hat." Außenstehende sollen also denken, dass die großen Namen bereit seien, Musk monatlich Geld zu bezahlen. Das stimmt aber nicht.
So schrieb Stephen King zum Beispiel: "In meinem Twitter-Konto steht, dass ich Twitter Blue abonniert habe. Das habe ich nicht. In meinem Twitter-Konto steht, ich hätte eine Telefonnummer angegeben. Habe ich nicht." Ice T schrieb in zwei Tweets: "Glauben Sie nicht an den Hype. Vielleicht verschwindet der Haken bald wieder. Scheiß drauf."
Twitter verscherbelt seine blauen Haken für 8 Dollar – nun überfluten "verifizierte" Fake-Accounts die Plattform

Warum die Konten den Haken noch haben, verrät eine Erklärung von Musk selbst. Nach eigenen Angaben zahle er die Abo-Gebühren für einige Profile "persönlich". Wahrscheinlicher ist, dass der Eigentümer von Twitter seine Mitarbeiter einfach angewiesen hat, die Häkchen mitsamt unzutreffender Beschreibung zu setzen. Denn schaut man sich nicht genau an, was die Betroffenen dazu geschrieben haben (falls sie das haben), ist das kostenlose und reichweitenstarke Werbung für Twitter Blue. Schon kurz nach Entfernung der alten Haken fiel Fans von Taylor Swift zum Beispiel auf, dass sie angeblich auch Twitter Blue Abonnentin ist. Junge Fans könnten das zum Anlass nehmen, ebenfalls Teil des Programms sein zu wollen.
Eine goldene Zeit für Fälscher
Bereits kurz nach der Umstellung tauchten auf Twitter vermehrt falsche Profile auf, die kaum noch von den ehemals echten Konten zu unterscheiden sind. Das betraf Städte, Prominente und andere bekannte Profile gleichermaßen. Zwar blockierte Twitter beispielsweise eine Person, die sich als Harry-Potter-Autorin J. K. Rowling ausgab und sich für ihre transphoben Äußerungen entschuldigte, aber das Katz-und-Maus-Spiel dürfte so schnell kein Ende finden.