Lust auf Reisen? Afrika, Südamerika oder vielleicht doch Australien? Via Internet können User längst auch ohne entsprechendes Kleingeld und nötige Zeit virtuell in fernen Welten abtauchen, Webcams und digitalen Kameras sei Dank. Doch nicht alle Reise- und Erfahrungsberichte gleichen sich. Eine besondere Idee hatten etwa zwei Studenten aus Berlin. Jörg und Martin reisten für ihre Diplomarbeit im Fach visuelle Kommunikation nach Australien. 101 Tage lang durch das Olympialand. Wohin genau, das bestimmten aber nicht sie, sondern Andere. Täglich setzten sie ihre wackligen, im klapprigen Toyota produzierten Reiseberichte auf ihre Site »Roadtv« und fuhren weiter an die Wunschorte der User, quer durch den fünften Kontinent. Das kann mitunter recht anstrengend sein. Der eine will die Sidney Opera sehen, der andere den Ayers Rock, der Dritte wiederum nur ein Didgeridoo hören. Lohn der Gehetzten: 101 Filme und 20.000 Fotos.
Auf der anderen Seite der Erdhalbkugel, im dichten Regenwald Mexikos im Süden der Halbinsel Yucatan, können zwei Wissenschaftler dabei verfolgt werden, wie sie in einer zehntägigen Expedition die Lebensweise des vom Aussterben bedrohten Jaguars erforschen. Den Bestand der »Panthera onca«, der größten Raubkatzenart des amerikanischen Kontinents, schätzen die Forscher dabei auf 250 bis 400 Exemplare, immerhin die größte Population außerhalb des Amazonasgebietes. Chavez und Robles wollen im 5.000 Quadratkilometer messenden Biosphärenreservat Calakmul nahe der Grenze zu Guatemala insgesamt fünf Tiere aufspüren und mit einem Radiosender versehen. Berichte und Fotos werden täglich auf der Website unter dem Titel »Jaguar ? Lord of the Mayan Jungle« veröffentlicht.
Eindrücke vom schwarzen Kontinent kann der Surfer auf der Web-Site zweier Schweden gewinnen, die in Begleitung einer privaten Hilfsorganisation zu einem 40-tägigen Friedensmarsch durch den Süden Sudans aufgebrochen sind. Die beiden Männer im Alter von 25 und 29 Jahren wollen ihre Abenteuerlust dafür verwenden, um auf den seit 18 Jahren andauernden Konflikt zwischen der Zentralregierung in Khartum und den Rebellen der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA) im Süden aufmerksam zu machen. Aufnahmen von der Aktion werden täglich ins Internet übertragen. Dort können Interessenten auch eine Resolution unterzeichnen, in der die Kriegsparteien zur Aufnahme substanzieller Friedensverhandlungen aufgerufen werden.
Dusko Vukovic