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Mobilfunk Wenn "unlimitiert" doch ein Ende hat: Tausende O2-Kunden verlieren ihren Vertrag – und können (fast) nichts tun

Frau schaut schockiert auf ihr Smartphone
Eigentlich lebt es sich mit einem unlimitierten Datentarif sorgenfrei – solange der Anbieter nicht plötzlich kündigt.
© FG Trade / Getty Images
O2 kündigt Tausenden Kunden ihren "unlimitierten" Mobilfunkvertrag. Die machen sich in den sozialen Medien Luft. Das Unternehmen bezeichnet die Vorgänge als "Standardprozess".

Seit wenigen Tagen können einige O2-Kunden ihren Augen nicht trauen: In den Briefkästen landen mehr und mehr Vertrags-Kündigungen. Alle haben eines gemeinsam: Sie haben den sogenannten "O2 Mobile Unlimited"-Tarif gebucht, der ab 32,99 Euro monatlich unbegrenztes Datenvolumen verspricht – und diese Freiheit aber offenbar zu großzügig genutzt. Das zumindest nennt das Branchenmagazin "Teltarif" als möglichen Grund.

O2 hingegen teilt dem stern auf Anfrage mit: "In unserer Branche kommt es immer wieder vor, dass Mobilfunkverträge innerhalb der bestehenden Kündigungsfristen durch den Anbieter gekündigt werden. Es handelt sich um ordentliche Kündigungen nach den gesetzlichen Bestimmungen des TKG. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns daher zu diesem Standardprozess nicht weiter äußern". Zu den Gründen kein Wort. Die ersten Kündigungen sollen laut "Teltarif" am 22. Mai verschickt worden sein, allmählich dürfte jede:r Betroffene die Post erhalten haben.

"Wie viel Datenvolumen hat denn der UNLIMITED Tarif?"

Für O2 geht alles seinen gewohnten Gang. Weiter heißt es: "Bezüglich der Vertragsinhalte halten wir uns an die Vertraulichkeit zwischen den Kunden und uns. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns daher zu diesem Standardprozess nicht weiter äußern. Angesichts unserer fast 43 Millionen Mobilfunkkunden sprechen wir von sehr wenigen Kündigungen im niedrigen vierstelligen Bereich pro Jahr". Kunden, die zum Ablauf der Vertragslaufzeit den Zugriff auf unbegrenztes Datenvolumen verlieren, stellt sich allerdings eine entscheidende Frage, die ein Nutzer auf Twitter so formuliert: "Wie viel Datenvolumen hat denn der UNLIMITED Tarif?"

In den sozialen Medien antwortet das Unternehmen: "Unsere Unlimited Tarife bieten unbegrenztes Datenvolumen". An der Hotline soll O2 dem Kunden aber gesagt haben, dass sogenannten "Heavy Usern" keine Vertragsverlängerung zustehe. "Heavy User" sind Kunden, die eine Dienstleistung besonders oft oder intensiv nutzen und dabei nicht immer im Sinne des Anbieters handeln. Kündigungen wegen Vielnutzung von Internet-Zugängen gab es bereits, als die ersten vermeintlichen ISDN-Flatrates aufkamen. 

Was O2 betrifft, mangelt es allerdings an Informationen. Im Produktinformationsblatt ist von Nutzungsgrenzen keine Rede, im Kleingedruckten auf der Homepage ebenfalls nicht. Auch auf Anfrage will das Unternehmen dem stern nicht definieren, was "unlimitiert" bei O2 wirklich bedeutet.

Wer eine solche Kündigung erhalten hat, soll laut "Teltarif" außerdem künftig nicht mehr für einen solchen Vertrag infrage kommen. O2 soll demnach entsprechende Sperren der Kunden für diese Tarif angeordnet haben und auf andere Angebote des Unternehmens hinweisen.

Rechtlich einwandfrei, aber "höchst kundenunfreundlich"

Gegen die fristgerechte Kündigung vorzugehen, sei sinnlos, sagte Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen dem "Spiegel". Rechtlich sei das völlig in Ordnung, wenn auch "höchst kundenunfreundlich". Bradler sieht einen Zusammenhang mit einem recht frischen Urteil des Bundesgerichtshofs. Dort hatte man Telefonica (O2) untersagt, den Einsatz der SIM-Karten in heimischen Routern zu verbieten. In einem solchen Szenario dürften allerdings die höchsten Datenmengen anfallen, da die SIM-Karte als Ersatz für einen Festnetz-Anschluss herhalten muss.

Tatsächlich erwähnt O2 den Einsatz der SIM als Hauptzugang ins Internet nicht explizit. Dort heißt es für den teuersten Tarif (O2 Mobile Unlimited Max): "500 MBit/s sind ideal für alle Dauersurfer. Geh mit schnellstem Datenvolumen online, starte mobile Hotspots für mehrere Endgeräte, nutze superschnelle Up- & Downloads oder streame unterwegs Filme und Serien". Für Menschen, die zwar einen ordentlichen Handy-Empfang, aber keine ausreichende Versorgung mit Festnetz-Internet haben, ist das ein Ärgernis. Und weiße Flecken in puncto Internetgeschwindigkeit gibt es in Deutschland zuhauf.

Eine Möglichkeit zur Rückkehr zu einem unlimitierten Datentarif wäre der Umweg über O2-Partner wie Freenet oder 1&1. Sollte auch das nicht klappen, stellt sich bei Telekom und Vodafone wohl künftig ebenfalls die Frage: Wie limitiert ist unlimitiert wirklich? Die Telekom gibt sich auf Twitter jedenfalls breitbrüstig und erklärt: "Bei uns ist das drin, was der Tarifname sagt".

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