Wiederkehrende Umsätze. Was für Konzerne und Aktionäre der Begriff der Stunde ist, nimmt im Leben von Verbraucher:innen zunehmend einen wachsenden Posten in der Haushaltsplanung ein. Denn längst tauchen nicht mehr nur ein Streaming-Anbieter, vielleicht eine Zeitschrift oder das Fitness-Studio auf der monatlichen Kreditkartenabrechnung ein. Inzwischen lässt sich deutlich mehr in kleinen Portionen bezahlen.
Während sich Zahlungen für Netflix und Co., Mobilfunkverträge und Mitgliedschaften noch relativ einfach erklären lassen, sind es vor allem vermeintlich innovative Produkte, deren Abo-Angebot mindestens fragwürdig erscheint. Die größte Aufmerksamkeit erfahren derzeit wohl die Autohersteller. Vorbei sind die Zeiten von vollfinanzierten Fahrzeugen – das Leasing- und Sharing-Zeitalter hat längst begonnen. Damit aber nicht genug.
Alles im Abo – egal ob Sitzheizung oder Noise-Cancelling
Selbst wenn man sich ganz klassisch ein Fahrzeug kauft, kann es sein, dass bestimmte Funktionen nur nach Abschluss eines monatlichen Abos erhältlich sind. BMW machte dieses Jahr quasi den Auftakt mit vermieteten Sitz- und Lenkrad-Heizungen (hier erfahren Sie mehr), kürzlich schloss sich Mercedes an und bietet bei bestimmten E-Autos die Freigabe der höchsten Leistungsstufe der Motoren gegen eine regelmäßige Gebühr an.
Und obwohl beide Hersteller auch die dauerhafte Freischaltung der Zusatzfunktionen anbieten, ist der Aufschrei groß. Denn was sich hier abzeichnet, ist für viele ein besorgniserregender Trend, der sich inzwischen auch in vollkommen abwegigen Branchen fortsetzt.
Zuletzt geriet diesbezüglich Audio-Experte Bose in die Schlagzeilen, dessen CEO Lila Snyder laut darüber nachdachte, ob man einzelne Funktionen beliebter Kopfhörer, beispielsweise die aktive Geräuschunterdrückung, nicht hinter eine Bezahlschranke stellen sollte.
Wer den Überblick verliert, zahlt die Zeche
Für Kunden sind nicht der einmalige Kauf oder ein zaghaftes Ausprobieren das Problem, sondern die schleichende Kapitulation vor immer mehr monatlichen Belastungen.
Wie Supermärkte mit Psycho-Tricks zum Einkaufen verführen

stern sprach mit Felix Riesenberg von Aboalarm, einem der führenden Anbieter für die Überwachung und Kündigung von Verträgen und Abonnements. In einer Umfrage unter rund 1000 Personen fand das Unternehmen heraus, dass drei von vier Deutschen Schwierigkeiten beim Kündigen von Abos und Verträgen haben. Häufig scheitert es an verpassten Fristen oder komplizierten Kündigungsprozessen.
„Man sollte aufpassen, weil der Abo-Dschungel immer unübersichtlicher wird. Kostenpflichtige Abos gibt es inzwischen nicht nur für Musik und Serien, sondern auch für Süßigkeiten, Windeln und sogar die Sitzheizung im Auto. Das ist bequem, kostet aber auch Geld. Hinzu kommen klassische Verträge für Mobilfunk, Internet, Versicherungen, Strom oder Fitnessstudios. Das größte Problem mit Verträgen und Abos ist, dass sie sich automatisch verlängern und wir oft vergessen, sie zu kündigen. Dann wird aus dem kostenlosen Testmonat plötzlich ein kostenpflichtiges Jahresabo. Viele hängen in der Vertragsschleife fest“, erklärt Riesenberg.
Genau diese Schleife ist es jedoch, die für Unternehmen so attraktiv ist. Denn gerät man einmal in Vergessenheit, rollt der Rubel ohne weiteres Zutun. Riesenberg warnt: "Im Schnitt hat jeder von uns dreizehn Verträge und viele sind überrascht, wenn sie einmal auflisten, was sie alles bezahlen. Je nach Abbuchung der fälligen Kosten – quartalsweise, halbjährlich oder jährlich – gehen die abgeschlossenen Abos auf dem Konto schnell unter. Kurioses Beispiel: Noch heute haben einige Menschen alte Jamba Sparabos, die in den 2000er-Jahren mit dem Crazy Frog auf Viva und Mtv beworben wurden."
Zu den Abos und Verträgen, die sich nicht vermeiden lassen und jenen, mit denen man sich Zugang zu einer bestimmten Dienstleistung sichert, gesellen sich außerdem immer mehr Abofallen, die durch einfaches Klicken auf das falsche Werbebanner ausgelöst werden können, warnt die Verbraucherzentrale. Hat man ohnehin die Übersicht verloren, fallen diese oftmals kleinen Beträge erst recht nicht mehr auf.

Zu viele Abos? Das können Sie tun!
Gegen die Kostenflut lässt sich zum Glück viel unternehmen – vorbeugend wie nachträglich. So rät die Verbraucherzentrale zu sogenannten Drittanbietersperren, um ungewollte Abos über den Mobilfunkanbieter zu vermeiden. Stößt man bei einer solche Sperre auf ein unseriöses Angebot, blockiert der Provider damit die Zahlung und lässt den Vertrag nicht zustande kommen.
Was gewollte Verträge betrifft, hilft ein regelmäßiger Blick auf Zahlungen über die Kreditkarte, Paypal und Dienste wie Apple Pay. „Um die Kosten im Blick zu behalten, gibt es viele Möglichkeiten, vom klassischen Haushaltsbuch bis zu neuen Apps. Besonders praktisch sind Funktionen wie eine automatische Erfassung aller laufenden Verträge aus Kontoumsätzen. Wir bieten wir etwa einen kostenlosen Vertragsmanager mit Erkennungs- und Erinnerungsfunktion. Damit kann man seine Verträge schnell finden und sich per E-Mail an die Kündigungsfrist erinnern lassen“, rät Riesenberg.
Auch bei Apps sind monatliche Zahlungen ein beliebtes Mittel, um Umsätze zu generieren. Damit wiederkehrende Zahlungen für Spiele oder Dienstprogramme nicht aus dem Ruder laufen, bieten sowohl Google als auch Apple eine praktische Übersicht, welche Abos man abgeschlossen hat und wann diese wieder Geld einziehen. Anleitungen, wie man das am besten macht, finden sich direkt bei den Betreibern der App Stores – bei Apple hier und bei Google hier.