Früher kaufte man Extras für das neue Auto einmalig bei Bestellung des Fahrzeugs. Das ist heute anders: Zwar sind viele Teile ab Werk verbaut, deren Funktionalität aber inaktiv. Um Beispielsweise die Navigations-Funktion oder die App-Konnektivität Ihres Radios freizuschalten, benötigen Sie einen Code oder gar einen Termin in der Werkstatt, damit es läuft. Und selbstverständlich: das kostet.
Wer genau damit angefangen hat, lässt sich kaum noch sagen, aber Tesla dürfte eine wichtige Rolle bei der Verbreitung dieses Abrechnungsmodells gespielt haben. Aber was Musk kann, können die deutschen Hersteller schon lange.
Bei BMW kostet vieles künftig extra
BMW bietet Freischaltungen aller Art bereits seit vielen Jahren an. Bislang beschränkte sich das Angebot im Online-Shop aber auf digitale Dienste oder Karten fürs Navi. Nun gibt es in ersten Shops, auch in Deutschland, einen Ausblick auf die automobile Zukunft: Abos, soweit das Portmonee reicht.
Die Auswahl reicht von Funktionen für den Abstandstempomaten über die Vorbereitung für Apple Carplay über eine Servicekostenpauschale bis hin zu seltsamen Absurditäten. So stehen im Shop neben der Aktivierung des Fernlichtassistenten mit automatischer Abblendfunktion und Echtzeit-Verkehrsinfos auch Extras wie eine Lenkradheizung und die Sitzheizung.
Es handelt sich also tatsächlich um wiederkehrende Aktivierungsgebühren für Bauteile, die ab Werk im Auto darauf warten, genutzt zu werden. Die Kosten dafür sind nicht ohne: Gestaffelt sind die Preise in einem monatlich kündbaren Modell, einer Jahreslizenz, einem Paket für drei Jahre und unbegrenzter Nutzung.
Die Sitzheizung kostet 17 Euro monatlich, 175 Euro für ein Jahr, 275 Euro für drei Jahre und 390 Euro für die Nutzung bis zur Verschrottung. Bei der Lenkradheizung beginnen die Preise bei 9 Euro und enden bei 210 Euro. Selbst Spielereien wie ein Soundpaket für dynamischen Motorklang lassen sich buchen – in diesem Fall aber nur unbegrenzt für 149 Euro.
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Vorteile für Leasing-Kunden und Gebrauchtwagenkäufer
Für den klassischen Autokäufer mag das vollkommen fremd wirken – bei Extras wie der Sitz- oder Lenkradheizung vielleicht sogar zurecht. Doch wie der BMW-Blog "Bimmertoday" schreibt, ergeben sich daraus theoretisch zwei Vorteile. Zum einen zahlt man die Funktionen nur dann, wenn man sie braucht. Sprich sofern das Auto zwei oder drei Jahre geleast ist, spart man wohl gegenüber einer herkömmlichen Gebühr für die jeweilige Sonderausstattung Geld.
Außerdem dürfte der Shop, so der Blog, praktisch für Käufer gebrauchter Autos sein. Denn wenn der Vorbesitzer eine bestimmte Funktion nicht wollte, heißt das für den neuen Besitzer nicht automatisch, dass er darauf verzichten muss. Ein weiterer "Vorteil" liegt auf der Hand: Die Heizungen muss man eigentlich nur im Winter buchen.

"Vorbereitung" für den BMW kostet leider auch
Wer aber nun denkt, dass jeder BMW dadurch mit Vollausstattung das Werk verlässt, irrt. Konfiguriert man beispielsweise einen BMW 218i Active Tourer, findet sich die Vorbereitung für die Lenkradheizung oder die Sitzheizung, sprich die ab Werk inaktiven Bauteile, in Extra-Paketen wie dem "Premium Paket" für 1950 Euro oder dem "Innovations Paket" für 3100 Euro. Dort ist es zwar dann möglich, die Baugruppen für 200, beziehungsweise 350 Euro ab Werk unbegrenzt zu aktivieren, aber in den Paketen ist das nicht kostenfrei enthalten.
Quellen: BMW, Bimmertoday