Kontakte. Name. Anruf. Behände wischt der Finger über die Touchscreen, wischt und tippt sich in andere Ohren und Augen, tritt ein ins Land der Einsen und Nullen, ins Netz. Stellt Kontakt her zu den Menschen, die dank Kontaktliste ortbar werden, weil sie in diesem Netz ihren Platz haben. Aber an diesem Tag herrscht am anderen Ende Stille. Die Plätze sind leer. Nichts ist zu hören, außer der eigene Atem. Verwirrter Blick aufs Display, dann entdeckt man es. Oben links in der Ecke steht "kein Netz". Kein Netz? Das kann doch gar nicht sein! Das ist T-Mobile, verdammt.
Bis in die Abendstunden des Dienstags schlagen Versuche fehl zu telefonieren oder SMSe zu verschicken. Mobiltelefonbesitzer sitzen sich gegenüber und senden auf kürzeste Entfernung Test-Kurznachrichten. Erfolglos. Menschen sind getrennt und fragen sich, warum der andere sich nicht meldet. Wahrscheinlich sind auf Grund dieses größten anzunehmenden Mobiltelefon-Unfalls nicht nur Geschäfte geplatzt, sondern auch aufkeimende Beziehungen zerstört worden. Aber am Abend war dann ja wieder alles im Lot: Die vermissten SMSe trudelten ein, Entschuldigungen wurden hervorgebracht, Termine verschoben. Alles wieder an seinem Platz. Man war wieder im Netz.
Das Gefühl einer Amputation
Was bleibt, ist die Erinnerung an die totale Hilflosigkeit. Und das macht dieses Netz wirklich zu einer gruseligen Angelegenheit. Ein Tor, der darauf wartet, dass der Mensch ganz Science-Fiction-mäßig mit der Maschine verschmilzt. Ist er schon längst. Wer braucht elektronische Ersatzteile, wenn er ein Mobiltelefon hat, das ihn vervollständigt, wenn sein Sozialleben ohne Blackberry implodiert. Menschen, die offline sind, nennen sich amputiert. Denn genau so fühlt es sich an. Das Netz ist längst ein Teil von uns, so wie wir ein Teil von ihm.
Telefonieren, das Abrufen der Mails, das tägliche Facebook-Update, chatten, online Musik hören, Videos gucken, Zeitung lesen oder Aktienkurse bestaunen, ist Alltag, ist für Menschen der Weg zueinander und miteinander. Die virtuelle Realität ist längst real. Nur darf sie eben nicht ausfallen. Dann fühlen wir uns von einer Sekunde auf die andere wie Neandertaler. Ganz so wie in der TV-Serie "Dark Angel" mit Jessica Alba, die vor ein paar Jahren davon erzählte, dass die USA im Jahr 2009 auf das Niveau einer Dritt-Welt-Nation zurückgeworfen werden, nachdem Terroristen eine Atombombe gezündet haben, deren elektromagnetischer Impuls sämtliche elektronischen Geräte zerstört hat. Nur so viel: Da bleibt nicht viel übrig.
Lassen Sie es so weit nicht kommen: Üben Sie ein Mal in der Woche das Schreiben mit der Hand, prägen Sie sich die Gesichter Ihrer Freunde gut ein, und vielleicht sollten sich Handyhersteller mal überlegen, wozu das Ding noch so taugen könnte. Wie wäre es mit der Erweiterung Bieröffner?