Mobilfunk Neue Masche bei Gebührennepp

Gebührengauner fischen seit Monaten wieder verstärkt in Handy- und Telefonnetzen nach leichtgläubigen "Kunden". Teilnehmer von Gewinnspielen sind besonders gefährdet.

Vor allem über die Feiertage gab es kaum jemanden, der keinen Lockanruf, keine "wichtige" SMS-Kurzmitteilung oder Computerstimme in der Leitung hatte. "Vorsicht, das ist eine regelrechte Seuche", warnt Markus Saller, Jurist der Verbraucherzentrale Bayern. Gegen die Tricks helfe nur eins: hartnäckiges Ignorieren. Mit Voranschreiten des Internet-Telefonierens sei mit noch mehr Abzockversuchen und Missbrauch zu rechnen. Die altbekannten Köder werden in immer neuer Verpackung ausgeworfen. Gern gelockt wird mit Gewinn-, Kontakt-, Erotik- oder Flirtversprechen. Wer sich darauf einlässt, bekommt es bei der nächsten Telefonrechnung zu spüren. 30 Euro für ein überflüssiges 15-Minuten-Telefonat mit einer Computerstimme oder 1.000 Euro für eine Premium-SMS sind keine Seltenheit. Anzeigen oder Klagen bleiben meist erfolglos.

Stichwort Premium-SMS

Eine Premium-SMS ist die 0190-Nummer unter den Kurzmitteilungen. Das bedeutet: Der Anbieter darf selbst den Preis festlegen, der bezahlt werden muss, wenn man eine SMS an die entsprechende Nummer schickt. Dieses Bezahlverfahren wird zum Beispiel beim Handel mit Klingeltönen und Handylogos eingesetzt.

Die Neugier siegt

Offenbar können aber Millionen Bundesbürger ihre Neugier nicht im Zaum halten, wenn sie vielversprechende Anrufe oder SMS von Unbekannten erhalten, wundert sich Peter Knaak, Telekommunikationsexperte von Stiftung Warentest. Bei "Geld- und Sexangeboten" versage "jeder gesunde Menschenverstand". Knaak rät dringend zu mehr Vorsicht und Zurückhaltung. "Wir schätzen, dass jeder 20. in der Leitung bleibt, wenn ihm eine Computerstimme über viele Minuten hinweg tolle Gewinnchancen verspricht", ist auch Saller überzeugt.

Neugierige oder einsame Menschen gingen den Tricks immer wieder in Serie auf den Leim, weiß auch Evelin Voß von der Verbraucherzentrale Sachsen aus der Praxis. Im Visier der Gebührengauner seien alle, die schon einmal bei Gewinnspielen, Preisausschreiben und Werbeaktionen mitgemacht hätten. Deren Daten würden häufig gesammelt und weiterverkauft. Außerdem im Visier der Abzocker: unerfahrene Kinder und Jugendliche, denen via SMS völlig überteuerte Klingeltöne, Handy-Logos im Abo oder die Teilnahme am "Chat" angedreht werden.

"Rechtsfreier Raum"

Gebührengaunerei trete zunehmend im Handy-Bereich auf, warnt Knaak. "Das ist ein rechtsfreier Raum, ein nicht trocken gelegter Sumpf." Das Gesetz gegen den Missbrauch von 0190er/0900-Nummern werde geschickt umgangen. Ganz nach dem Motto "Kleinvieh macht auch Mist" funktioniert beispielsweise folgender simpler Trick: das Handy klingelt kurz, auf dem Display erscheint eine Telefonnummer mit der Ziffernfolge 0137... als "Anruf in Abwesenheit". Wer - neugierig geworden - zurückruft, landet in einer Bandansage mit dem knappen Bescheid "Ihr Anruf wurde registriert" oder "Vielen Dank für Ihren Anruf". Die Kosten für das Nonsens-Telefonat sind für den Geprellten mit 49 Cents bis zwei Euro zwar noch verkraftbar. Die Gauner am anderen Ende der Leitung verdienten sich an der Masse aber eine goldene Nase, wie Voß betont.

Deutlich teurer kann es werden, wenn man eine fünfstellige Nummer zurückrufen soll, die mit 118 beginnt. Häufig stecken hinter der Ziffernfolge Erotik- oder Kontakt-Anzeigen. Doch aufgepasst, warnt Voß. Der Anrufer werde gern über Auskunftsdienste unbemerkt zu einem teuren Tarif weiterverbunden. Das dicke Ende sei erst auf der Telefonrechnung sichtbar.

Auch Lockmitteilungen und "wichtige Nachrichten" via SMS sollten komplett ignoriert werden, empfiehlt Knaak. Neugier werde in solchen Fällen unweigerlich mit mindestens 1,86 Euro pro Minute bestraft - selbst wenn die Nummer 01908/666 3536 zum Beispiel auf den ersten Blick völlig harmlos anmutet. Hinter SMS-Werbebotschaften stecke häufig ein Erotik- oder Flirtdienst, der einsame Menschen zum Anruf einer teuren 0190-Nummer verleiten und dann mit unsinnigen Ansagen möglichst lange in der Leitung halten wolle.

AP
Berrit Gräber/AP

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