Millionen Handykunden halten ihrem alten Netzbetreiber schon seit Jahren die Treue. Meist aus purer Bequemlichkeit, obwohl ein anderer vielleicht preiswerter wäre. Ein Wechsel von D1 beispielsweise zu E-Plus oder O 2 (früher Viag Interkom) fiel schwer, weil man seine gewohnte Telefonnummer nicht einfach mitnehmen konnte. Das wird ab 1. November anders: Künftig kann man seine Handynummer behalten, auch wenn man die Netze tauscht.
Nur für Vertragskunden
»Ein klares Plus für Verbraucher«, begrüßt Peter Knaak von Stiftung Warentest in Berlin die so genannte Rufnummernportabilität. Allerdings kann nur etwa die Hälfte der über 52 Millionen Handybesitzer in Deutschland davon profitieren. Der Mitnahme-Service gilt nur für Vertragskunden. Wer mit Guthabenkarte telefoniert, schaut bislang noch in die Röhre.
Unbedingt rechtzeitig kündigen!
Und so funktioniert die Nummern-Mitnahme: Rechtzeitig vor Ablauf des Handy-Vertrags muss gekündigt werden. Weil es Fristen von drei bis sechs Monaten gibt, sollte man sich frühzeitig um den Absprung kümmern, sonst hängt man auf weitere zwei Jahre wieder fest, wie Experte Knaak berichtet. Dann heißt es, einen neuen Anbieter mit günstigen Tarifen finden. Informationen zu den billigsten Netzen für Wenigtelefonierer bietet Stiftung Warentest unter Faxabruf 01905/100 10 85 80, für Vieltelefonierer unter 01905/100 10 85 81, für »Normalos« unter 01905/100 10 85 83.
Neuen Anbieter vor Kündigung finden
Der neue Anbieter sollte mindestens drei Wochen vor Ablauf des alten Vertrags feststehen, betont Knaak. Die neue Firma verlangt dann die Vorlage einer Telefonrechnung als Beweis dafür, dass die Handy-Nummer vom rechtmäßigen Besitzer mitgenommen wird und Missbrauch ausgeschlossen ist. Noch ist unklar, was der Service genau kosten soll. Im Gespräch sind Preise zwischen fünf und 30 Euro, je nach Gesellschaft. »Vermutlich werden die Gebühren eine Woche vorher erst feststehen«, meint Experte Knaak.
In 0172 ist nicht mehr zwangsläufig D2 drin
Wie Kunden mit dem Nummern-Kuddelmuddel in Zukunft zurecht kommen, kann auch der Berliner Verbraucherschützer noch nicht abschätzen. Denn bald schon wird es die gewohnte Preistransparenz anhand der Netzvorwahlen nicht mehr geben. Wer 0172-... oder 0179-... Ziffern eintippt, weiß nicht mehr exakt, mit welchem Netz und zu welchen Tarifen er eigentlich telefoniert. Ob er kostengünstig innerhalb des gleichen Anbieterbereichs, also etwa von D2 zu D2, spricht - oder ob er eine teurere Verbindung in fremde Gefilde erwischt hat.
Gebührenansage noch fraglich
»Diese Orientierung entfällt dann«, bestätigt Knaak. Überlegt wird zurzeit noch, ob eine Gebührenansage, wie im Call-by-Call-Festnetz üblich, auf die jeweiligen Tarife hinweisen sollte. »Das ist aber noch reichlich umstritten. Schließlich weist man die Leute damit auf mögliche Preisunterschiede von Netz zu Netz hin«, erklärt der Berliner Experte.
Sinkende Preise
Auf einen Vorteil stimmen sich Verbraucherschützer aber ein: Weil die Konkurrenz zwischen den einzelnen Anbietern ab November vermutlich zunehmen wird, könnten die Preise sinken. Nach eineinhalb Jahren »Tendenz nach oben«, ist jetzt wieder einmal ein »kleiner Druck auf die Tarife« zu erwarten. Dass irgendwann alle Funknetzkunden zum gleichen Preis miteinander telefonieren können, bleibt aber wohl reine Illusion, meint Knaak.