Die Anzeige, die in den vergangenen Wochen in zahlreichen amerikanischen Zeitungen erschien, ist auf den ersten Blick unscheinbar. Ganzseitig wird ein Mobiltelefon beworben, ein Blackberry der Telefonfirma Sprint. Erst der zweite Blick, der auf den geforderten Preis, offenbart, um welch außergewöhnliches Kommunikationsmittel es sich handeln muss: Das Telefon kostet 10,5 Millionen Dollar! Es ist damit das teuerste der Welt. Und die Summe erklärt sich nicht allein durch die Tatsache, dass der angebotene Blackberry 8830 "World Edition" ein Satellitenhandy ist.
Den horrenden Preis rechtfertigt allein das "special gift": Zusammen mit dem Telefon erwirbt der Käufer eine ganze Insel, exotisch, mit Sandstrand, Palmen und - auf Wunsch - einem Golfplatz. Das Unternehmen macht keinen Hehl daraus, dass sich das Angebot an eine finanzstarke, exklusive Minderheit richtet. Ein Handy für Milliardäre. Von denen gibt es gerade in den USA immer mehr. Mehr als die Hälfte der weltweit 946 Milliardäre wohnt zwischen Kalifornien und Florida, errechnete das "Forbes"-Magazin. Und viele der 414 superreichen Amerikaner haben Probleme, ihr schwer verdientes oder geerbtes Geld in sinnvolle Vergnügungen zu investieren. Wie soll sich nach einer ausgedehnten Shoppingtour Befriedigung einstellen, wenn derart Privilegierte allein von den monatlichen Zinsen alle vier Wochen einen neuen Sportwagen für den privaten Autopark erstehen könnten? Viele scheinen den Urlaub in ungewöhnlicher Umgebung als probates Mittel der Vermögensreduzierung entdeckt zu haben, diverse Reiseagenturen haben sich auf die Vermittlung exotischer Ferienorte spezialisiert. Abenteuer-Ausflüge sind schließlich auch Status-Symbole. Längst jedoch reicht es der globalen Finanz-Elite nicht mehr, eine gewöhnliche Yacht in Monaco zu besitzen oder eine simple Villa in Bel Air. Der nächste große Schritt ist wohl der Kurzurlaub im All. Schließlich: Sozialneid ist ein Fremdwort in den USA.
Vielleicht ist das Residieren auf einem Rückzugsrefugium unter Palmen nur die zeitgemäße Yuppie-Version des Amerikanischen Traums. In den USA ist das Streben nach einem eigenen Fleckchen Erde ungleich ausgeprägter als in Europa. Die Vereinigten Staaten hätten niemals zur Weltmacht entwickelt, wären die Pioniere nicht auf der Suche nach besiedelbarem Land westwärts gezogen. Ein berühmtes Beispiel ist der Bundesstaat Oklahoma, der seine Existenz allein dem legendären Land Run von 1889 verdankt. Damals wurde das bis dato unerschlossene Gebiet nördlich von Texas nach einem großen Wettrennen aufgeteilt: Wer ein Stück Land zuerst in Besitz nahm, durfte es fortan bewirtschaften.
Der Firma "Sprint" geht es um Profaneres. Noch bis zum 29. September können Kunden das 10,5 Millionen-Handy kaufen. Ob einige schon zugegriffen haben, will die Firma nicht verraten. Ein Konzernsprecher räumt aber ein: "Das ganze ist eine Idee unserer Marketingabteilung". Es handele sich vor allem um eines: ein Lockangebot.