Videorecorder, klar. Kennt jeder, hat jeder. Man schiebt eine Kassette rein, programmiert eine Aufnahme - und dann kann man die Sendung sehen, wann immer man will; egal, zu welcher nachtschlafenden Zeit sie eigentlich ausgestrahlt wurde. Dazu noch ein paar Feinheiten: Manche Videorecorder machen das Programmieren ganz einfach, weil sie dafür am Fernseher ein ausführliches Menü anzeigen. Manche verstehen "Showview" - und wissen nach Eingabe des entsprechenden Zahlencodes aus der Programmzeitschrift von selbst, welchen Film sie wann auf welchem Sender aufnehmen sollen.
So weit, so gut. Aber festhalten: Das war noch gar nichts! Denn jetzt kommen die Festplattenrecorder. Die nehmen die Sendungen nicht auf Videoband auf, sondern auf eine Festplatte, wie sie auch im PC steckt. Und dadurch wird alles anders.
Zwei Vorteile
Zwei große Vorteile hat die "Harddisk" - und beide verändern die Fernsehgewohnheiten radikal. Zum einen gibt es bei einer Festplatte kein Vor- und Zurückspulen: Der Recorder kann fast ohne Zeitverzug direkt an jede beliebige Stelle im Film hüpfen. Und das bedeutet, dass nervige Werbeblöcke im Nu übersprungen sind. Viele Festplattenrecorder bieten dazu so etwas wie eine "Eine Minute vor"-Taste, in Kombination mit einer "20 Sekunden zurück"-Taste. Fünf- bis sechsmal drücken, und das Reklame-Grauen ist vorbei.
Zum anderen können Festplatten eine Sendung gleichzeitig aufnehmen und wiedergeben. Wozu? Beispiel 1: Wenn der Recorder die Sendung, die Sie gerade ansehen, mit aufnimmt, stören selbst an der spannendsten Stelle weder Telefonklingeln noch Harndrang - einfach auf "Pause" drücken, alles Ablenkende erledigen und dann weiter sehen, ohne eine Sekunde verpasst zu haben. Denn der Recorder nimmt in der Zwischenzeit weiter auf und gibt gleichzeitig zeitversetzt wieder.
Beispiel 2: Sie haben keine Lust, bei "Ally McBeal" dreimal von Werbung bis zu fünf Minuten unterbrochen zu werden. Also programmieren Sie den Recorder, obwohl Sie eigentlich zu Hause sind, und fangen nach Sendungsbeginn an, die noch laufende Aufnahme von Anfang an zu sehen. Die Werbeblöcke überspringen Sie einfach, und am Ende der Sendung haben Sie den Recorder "eingeholt" - aber nicht eine Minute Zeit an Werbung verschwendet.
Interessante Zusatzfähigkeiten
Gleich eine ganze Reihe von Festplattenrecordern kommt zu Weihnachten in den Handel. Die meisten haben eine 80-Gigabyte-Harddisk, auf der in bester Qualität etwa 20 Stunden Wunschfernsehen Platz finden. Viele haben zusätzlich noch einen DVD-Recorder eingebaut, sodass sich die Lieblingsfilme dauerhaft archivieren lassen und die Festplatte wieder für neue Sendungen frei wird. Vorher können Sie die Aufnahmen noch beschneiden, um unerwünschte Partien zu entfernen.
Panasonic gehörte zu den Ersten, die einen Festplattenrecorder anboten. Das neue Top-Modell DMR-E100HEGS (1500 Euro) hat nicht nur Festplatte und DVD-Recorder für die Formate DVD-RAM und DVD-R, sondern auch einen Einschub für SD-Speicherkarten. So lassen sich kürzere Sendungen sogar unterwegs auf einem Taschencomputer ansehen.
Eine ähnliche Festplatten-DVD-Recorder-Kombo ist Pioneers DVR-5100H (1200 Euro). Statt DVD-RAM wird hier allerdings das wiederbeschreibbare DVD-RW-Format unterstützt. Aber das Format, in dem die Lieblingssendungen dauerhaft archiviert werden, ist nicht entscheidend. Der DVR-5100H besitzt auch einen Firewire-Ausgang, der für schnelle Verbindung zum PC sorgt. Dort steht das volle Spektrum der Videonachbearbeitung offen.
Praktische Pause
Beide Geräte haben allerdings einen Nachteil: Zeitversetzt können sie nur Sendungen wiedergeben, deren Aufnahme vorher programmiert wurde. Das macht die praktische Pause-Funktion recht kompliziert. Anders ist das zum Beispiel beim HM-HDS4 von JVC. Wenn er eingeschaltet ist, wird der eingestellte Kanal automatisch mitgeschnitten - und bei Gefallen kann die laufende Sendung auch nachträglich als Aufnahme gespeichert werden. JVC hat die Festplatte in diesem etwa 1000 Euro teuren Gerät mit einem normalen VHS-Cassettenrecorder verkuppelt. Das macht für jeden Sinn, der ein umfangreiches Cassettenarchiv besitzt.
Auch der Festplattenrecorder Scenium DTH 7500E des Herstellers Thomson merkt sich bis zu eine Stunde des laufenden Programms automatisch. Das hilft auch, wenn Gerd Ruge mal wieder nuschelt: "Was hat der gesagt?" - einfach ein paar Sekunden zurückspringen. Thomsons Harddiskrecorder mit DVD-Player kostet 800 Euro.
Satellitenempfänger haben Probleme
Für TV-Kabelkunden ist der Anschluss der genannten Geräte kein Problem - für Satellitenempfänger kann es dagegen schwierig werden. Schließlich muss der Sat-Decoder auf den Sender eingestellt werden, den der Recorder aufnimmt. JVC und Thomson liefern deshalb einen Umschalter für den Satelliten-Receiver mit. Keinerlei Hilfe bieten die erwähnten Geräte beim Programmieren. Nur Thomson versucht sich an einem rudimentären Programmführer, der aus den Videotext-Ankündigungen der Sender das Programm des aktuellen und des nächsten Tages zusammenstoppelt und auf dem Fernseher anzeigt.
Die elektronische Programmzeitschrift
Wie so ein "Electronic Program Guide" (EPG) aussehen sollte und wie einfach er die Bedienung eines Recorders machen kann, zeigt die Firma Fast, deren EPG von einer eigenen Redaktion unter dem Namen "tvtv" zusammengestellt wird. Über das Fernsehkabel, versteckt im Signal des Senders Kabel 1, empfangen die Fast-Recorder TVS 100 und TVS 200 das TV-Programm der nächsten Wochen und zeigen es übersichtlich am Bildschirm an. Dann genügt ein Klick mit der Fernbedienung, um eine Aufnahme zu programmieren oder die Wiedergabe aus dem Archiv zu starten. Das TV-Angebot kann zudem nach Stichwörtern durchsucht oder nach Sparten wie "Spielfilm" sortiert werden; Inhaltszusammenfassungen der "tvtv"-Redaktion erleichtern die Filmauswahl.
Der TVS 100 mit 80-GB-Platte kostet 900 Euro, der TVS 200 mit 160 GB und PC-Netzwerk-Anschluss 1500 Euro. Beide haben keinen DVD-Player oder -Recorder, doch für den durchaus stolzen Preis gibt es den wohl größten Bedienkomfort. Auch die Firma Schneider nutzt im 750 Euro teuren Festplattenrecorder Prime-Timer II den Programmführer von Fast. Der Hersteller Metz baut einen Festplattenrecorder mit dieser Technologie als Modul gleich in seine TV-Geräte ein.
Albtraum
Wer noch nie einen Festplattenrecorder benutzt hat, mag kaum glauben, wie sehr das Gerät die Fernsehgewohnheiten ändert. Zumindest in den USA, wo es die Geräte schon länger gibt, ist die Werbebranche in größter Sorge: Was, so die bange Frage, wenn ein Großteil der Zuschauer keine Reklame mehr sehen muss, weil sie sich überspringen lässt?