Ukraine-Krieg Putin leitet das Internet aus Teilen der Ukraine um – Elon Musks Starlink gewinnt nochmals an Bedeutung

Eine Lieferung von Starlink-Bodenstationen kommt in der Ukraine an
Eine Lieferung von Starlink-Bodenstationen kommt in der Ukraine an. Auf den Kartons klebt ein Spruch: "We unite for victory" – "Wir vereinen uns für den Sieg".
© Alex Konon / Shutterstock
Die Ukraine ist aufgrund der Invasion durch Russland geplagt von zerstörter Infrastruktur und Internetausfällen. Dort, wo das Internet noch funktioniert, schnappt sich Putin die Daten – das treibt immer mehr Menschen in das Satelliten-Internet Starlink.

Kurz nach Beginn der Invasion Russlands in der Ukraine half der reichste Mann der Welt zusammen mit der US-Regierung beim Erhalt der Internetverbindung des Landes. Auf Bitten des ukrainischen Digitalministers ließ Elon Musk nicht nur die Starlink-Satelliten über das Land fliegen, sondern schickte auch massenweise Bodenstationen.

Die Ukrainer:innen, die bereits Zugriff auf Starlink haben, nutzen das System rege – nicht nur zivil. Auch die Armee macht sich das mobile Internet bei Angriffen auf russische Truppen zunutze (hier erfahren Sie mehr). Offiziellen Angaben zufolge verzeichnet Starlink inzwischen jeden Tag 150.000 aktive Nutzer aus der Ukraine. Das Land bezeichnet das Satelliten-Internet als entscheidende Unterstützung für die Infrastruktur der Ukraine und den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete. Mychajlo Fedorow, Digitalminister und stellvertretender Ministerpräsident der Ukraine, schrieb: "Die Ukraine wird auf jeden Fall verbunden bleiben."

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Erst Blackout, dann russischer Provider

Eine aktuelle Meldung von "Netblocks", einer Überwachungsstelle für Cybersicherheit und das Internet, lässt vermuten, dass die Bedeutung der Musk-Satelliten noch zunehmen dürfte: Demnach habe es vor dem vergangenen Wochenende in der ukrainischen Oblast Cherson einen fast vollständigen Internet-Blackout gegeben, der erst nach drei Tagen vorbei war. Als das Internet langsam wieder lief, wurde schnell klar, wer es wieder eingeschaltet hatte: Russland.

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Die Invasoren hatten den Blackout genutzt, um sämtliche Datenströme von ukrainischer Infrastruktur auf russische Anbieter umzuleiten. So konnte Netblocks bestätigen, dass das Internet der Region nun über Rostelecom laufe, einem Telekommunikationsdienstleister der russischen Regierung.

Zensur und Überwachung durch Putin

Das hat für die Nutzenden große Nachteile. "Netblocks" erklärt: "Die Verbindungen unterliegen jetzt wahrscheinlich den russischen Internetvorschriften, der Überwachung und Zensur." Außerdem, so vermutet es der Experte für Cybersicherheit Dlshad Othman auf Twitter, sichere sich Russland damit wichtige Profite. Das gleiche Vorgehen, erklärt Othman, habe man in den Regionen beobachtet, die sich Russland schon seit 2014 sichern will, sprich Donezk, Luhansk und auf der Halbinsel Krim.

Für die Menschen in diesen Gebieten ist der Zugang zu einem unabhängigen Internet über herkömmliche Wege so gut wie unmöglich geworden. Um dort an freie Informationen zu gelangen, die nicht durch Russland gefiltert und zensiert werden, braucht es freie Alternativen. Das könnte, auch in Cherson, Starlink sein. Denn solange der Zugriff auf eine Bodenstation besteht, lässt sich die Verbindung zum freien Internet auch in umkämpften Gebieten nicht ohne weiteres unterbinden. 

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Vorbereitungen für "demokratische Abstimmungen"

Ein Bericht der "Tagesschau" lässt den Schluss zu, dass die Umleitung der Internetanschlüsse zu Vorbereitungen einer möglichen Annexion der Gebiete gehören könnten. So plane Russland nach Ansicht der USA noch im Mai, Teile der Ostukraine mit Hilfe von Abstimmungen zu annektieren und Cherson als unabhängige Republik anzuerkennen. Damit solle dem Vorgehen Russlands in der Ukraine ein "demokratischer Anstrich" verliehen werden, heißt es. 

Die Kontrolle des Internets und damit auch der Informationen, die in diesen Gebieten geteilt werden dürfen, könnte ein wichtiger Baustein sein, um die bevorstehenden "Wahlen" zu steuern.

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