Transport-Zeppelin Boeing-Luftschiff hebt später ab

  • von Gerhard Hegmann
Die beiden weltgrößten Flugzeughersteller scheinen die Seuche zu haben: Sämtliche wichtigen Projekte von Boeing und Airbus hinken weit hinter dem Zeitplan zurück. Auch den Skyhook hat es erwischt: Das Luftschiff der Amerikaner wird Jahre später als geplant abheben.

Der Bau des ersten Lastenluftschiffs von Boeing verzögert sich um rund zwei Jahre. Statt wie bisher geplant 2012 soll das als Skyhook Heavy Lift Vehicle bezeichnete Modell jetzt erst 2014 erstmals fliegen, sagte ein Boeing-Sprecher auf Anfrage. Die Verspätung begründete der Sprecher mit "den Herausforderungen durch die komplett neuen Technologie". Das Lastenluftschiff soll bis zu 40 Tonnen über eine Strecke von bis zu 370 Kilometer transportieren können.

Das Mitte 2008 angekündigte Projekt zwischen der kanadischen Firma Skyhook als künftigen Betreiber und Boeing als Designer und Produzenten der Luftschiffe, gilt in der Branche als große technische Herausforderung. Das Konzept sieht eine Kombination aus einem Luftschiff und Hubschrauberrotoren für das Anheben der Lasten vor.

Aber auch der europäische Konkurrent Airbus kämpft mit massiven Problemen bei Schlüsselprojekten. So verspätet sich die Markteinführung des Militärtransporters A400M voraussichtlich um vier Jahre. Der Riesenairbus A380 liegt zwei Jahre hinter der ursprünglichen Planung zurück.

Die Verspätung für das Lastenluftschiff bedeutet für Boeing einen weiteren Rückschlag bei einem Vorzeigeprojekt. An der Spitze der Pannenserie steht das Langstreckenflugzeug 787 Dreamliner. Erstmals soll eine große Passagiermaschine nahezu vollständig aus Kohlefasterverbundstoff und nicht mehr aus Aluminium gebaut werden. Der Erstflug wurde bereits fünf Mal verschoben. Das Projekt hinkt seinem Zeitplan inzwischen zwei Jahre hinterher. Verspätet hat sich aus technischen Gründen auch die Markteinführung eines vergrößerten Jumbo Jets.

Bei Boeing heißt es, dass nun das Grundkonzept für das Luftschiff festgelegt wurde. Gegenüber dem ersten Entwurf ist es jetzt auf 125 Meter Länge vergrößert worden. Zudem gibt es größere Änderungen am Heck und an der Anordnung der Rotoren. Boeing zeigt sich über die bisher erreichten Fortschritte zuversichtlich. Für 2011 ist die endgültige Detailplanung vorgesehen. Zu den Kosten machen weder Boeing noch Skyhook nähere Angaben.

Die kanadische Firma ist Investor und Auftraggeber für die fliegenden Kräne. Skyhook will sie im Norden Kanadas und in Alaska einsetzen. Im Frühjahr gab es überraschend einen Wechsel an der Firmenspitze. Der Firmengründer und Hubschrauberpilot Pete Jess stieg ohne nähere Angaben aus.

Die Luftschiffpläne von Boeing erinnern an das 2002 gescheiterte Cargolifter-Projekt in Deutschland. Das Lastenluftschiff sollte 160 Tonnen transportieren - vier Mal so viel wie das Boeing-Modell.

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