Aus den meisten Haushalten hierzulande ist kabelloses Internet nicht mehr wegzudenken. Längst vergangen scheinen die Zeiten, als man Modem und Computer physisch miteinander verbinden musste. Und der Trend zu weniger Kabeln setzt sich fort: Der neue USB-C-Anschluss, der in den nächsten Jahren auf immer mehr Smartphones, Notebooks und Tablets verbaut werden soll, vereint bereits Stromversorgung und Datentransfer - ein Kabel für alles. Doch was, wenn sogar diese letzte physische Verbindung wegfällt?
Smartphones der letzten Generation, wie beispielweise das Samsung Galaxy S6, decken ihren Strombedarf bereits, indem sie auf eine induktive Ladestation gelegt werden. Zwar muss hier kein Kabel mehr eingesteckt werden. Trotzdem ist man während des Ladevorgangs an die Station gebunden. Wenn es nach Forschern der Universität Washington geht, könnte auch diese letzte Hürde schon bald überwunden werden.
Router als stabile Energiequelle
In einer neuen Studie haben die Wissenschaftler ihr Ladesystem der Zukunft vorgestellt. Das System ist erstaunlich simpel und beinhaltet nur zwei Komponenten: Mithilfe von selbstgebauten Sensoren werden Radio-Frequenzen in Gleichstrom umgewandelt. Das Wlan-Signal eines umprogrammierten Routers dient so als stabile Energiequelle. Durch das Zusammenspiel von Sensoren und Router konnten Batterien bereits kabellos über eine Reichweite von fast zehn Metern geladen werden. Das Forscher-Team der Universität Washington hat zu Testzwecken schon sechs solcher Systeme in Privathäuser installiert.
Für die Wissenschaftler galt es vor allem ein Hindernis zu überwinden - relativ hohe Mengen an Energie über den Router abzugeben, ohne dessen eigenes Wlan-Signal zu stören. Gegenüber dem US-Technologie-Magazin "Wired" erklärte Bryce Kellogg, ein Mitglied des Forschungsteams: "Wir haben den Router so optimiert, dass er dem Sensor als konstante Energiequelle dient, ohne das Wlan-Signal zu sehr zu stören." Hierfür verteilten sie die Energie auf mehrere, sich nicht überlappende Wlan-Kanäle, um die nötige Energie zum Laden von Geräten aufzubringen, ohne einen einzelnen Kanal zu überlasten.
System soll weiter verbessert werden
Die US-Kommunikationsbehörde FCC hat die Energie-Abgabe von Wlan-Routern in den USA auf ein Watt begrenzt. Sollten sich diese Restriktionen in Zukunft lockern, könnten die Anwendungen deutlich umfangreicher werden, erklärte der Forscher Talla gegenüber "Wired". "Die von uns veröffentliche Arbeit soll als erster Beleg für die Machbarkeit dienen. Aber es ist noch nicht die optimale Lösung. Wir arbeiteten daran, das System weiter zu verbessern", so Talla.
Das Forscher-Team hat bereits ein Startup gegründet um ihre Ideen und Erkenntnisse in ein serienreifes Produkt weiterzuentwickeln. Theoretisch birgt das System sowohl für private als auch für industrielle Anwendungen ein hohes Potenzial - denn die Energie zum Laden von Geräten umgibt uns bereits, nun muss sie nur noch nutzbar gemacht werden.