J. Peirano: Der geheime Code der Liebe Wie finde ich den richtigen Partner – lohnt es sich, eine Liste zu machen?

Die richtige Person fürs Leben zu treffen, ist nicht einfach (Symbolbild)
Die richtige Person fürs Leben zu treffen, ist nicht einfach (Symbolbild)
© MarioGuti / Getty Images
Die Suche nach einem passenden Partner ist schwer genug. Noch schwieriger wird sie, wenn man selbst nicht genau weiß, wonach man sucht, findet Lene. Aber ist eine Liste die richtige Idee?

Liebe Frau Peirano,

ich bin 23, Azubine, und hätte gerne wieder einen Partner. Leider sind meine letzten zwei Partnerschaften nicht glücklich verlaufen. Der eine Partner hat irgendwann das Interesse an mir und seinem Leben verloren und saß mehr oder weniger nur schlecht gelaunt auf dem Sofa.

Und der letzte Partner und ich hatten fast keine Gemeinsamkeiten. Ich habe mich in seiner Familie nicht wohl gefühlt, fand seine Freunde sehr unsympathisch und letztlich haben wir uns oft gestritten.

Ich höre von meinen Freundinnen, dass sie bei der Online-Partnersuche (Tinder) oder beim Ausgehen auch oft schlechte Erfahrungen mit Männern machen. Sie finden jemanden für eine Nacht oder für ein paar Tage, und dann meldet er sich nicht mehr oder erzählt, dass er noch andere Frauen trifft.

Ich würde gerne etwas mehr über meine Vorstellungen bei der Partnersuche wissen und wollte Sie mal fragen, wie ich ein klares Bild von meinem Wunschpartner bekommen kann.

Glauben Sie, dass das hilft? Oder macht man es sich dann noch schwerer?

Herzliche Grüße,

Lene T.

Liebe Lene T.,

die Partnersuche ist heutzutage wirklich nicht einfach. Es ist relativ schnell, jemanden kennen zu lernen und auch Sex zu bekommen (insbesondere als Frau) - aber das ist ja weit entfernt von einer tragfähigen, glücklichen Beziehung mit einem Partner, der gut zu einem passt.

Deshalb finde ich Ihre Idee wunderbar, sich vor der Partnersuche Gedanken zu machen. Je genauer man weiß, was man sucht, desto weniger schlechte Erfahrungen macht man. Viele Menschen gucken beim Kennenlernen nicht so genau hin und lassen sich auf Beziehungen mit großen Fragezeichen oder roten Flaggen (Warnzeichen) ein - und hinterher müssen sie sich dann mit diesen Problemen auseinander setzen. Meistens führt das zur Trennung, und dadurch wachsen die Unsicherheiten beim nächsten Mann ("Wenn es jetzt schon mehrmals nicht geklappt hat, habe ich Angst, wieder enttäuscht oder verletzt zu werden.")

Porträt Dr. Julia Peirano
© Kirsten Nijhof

Dr. Julia Peirano: Der geheime Code der Liebe

Ich arbeite als Verhaltenstherapeutin und Liebescoach in freier Praxis in Hamburg-Blankenese und St. Pauli. In meiner Promotion habe ich zum Zusammenhang zwischen der Beziehungspersönlichkeit und dem Glück in der Liebe geforscht, anschließend habe ich zwei Bücher über die Liebe geschrieben. 

Informationen zu meiner therapeutischen Arbeit finden Sie unter www.julia-peirano.info.

Haben Sie Fragen, Probleme oder Liebeskummer? Schreiben Sie mir bitte (maximal eine DIN-A4-Seite). Ich weise darauf hin, dass Anfragen samt Antwort anonymisiert auf stern.de veröffentlicht werden können.

Besser ist es, eine klare Vorstellung zu haben und sich unbedingt Zeit beim Kennenlernen zu lassen. Die meisten Frauen finden es problematisch, sich Zeit zu lassen, wenn sie bereits Sex mit dem Mann hatten, weil sie dann häufig bereits Gefühle entwickeln. Sie fühlen sich dann im Zugzwang und wollen schnell wissen, woran sie sind. Meistens ist das früher als der Mann es wissen will, und dadurch gerät die Frau in eine ungünstige Rolle und wird als klammernd oder fordernd wahrgenommen.
Deshalb würde ich empfehlen (Ich weiß, es klingt etwas konservativ), mit dem Sex zu warten, bis man sich mit dem Partner wohl fühlt und beide bereit sind, sich auf eine Beziehung einzulassen (was heute heißt, dass sie es eine Weile ernsthaft versuchen und dabei exklusiv füreinander sind. Es sei denn, man möchte eine offene Beziehung führen, aber das ist dann wieder ein anderes Thema…).

Zum Thema Partnersuche und Partnerpassung kann ich Ihnen Literatur empfehlen:

Dann würde ich Ihnen empfehlen, eine Beschreibung Ihres Wunschpartners zu formulieren. Ich habe hier ein sehr gelungenes Beispiel von einer jungen Frau, die mir erlaubt hat, es hier zu veröffentlichen (vielen Dank!).

"Ich möchte, dass er empathisch ist und auch wenn er vielleicht einiges von dem was ich sage oder fühle nicht versteht, mir zeigt, dass er mehr darüber lernen und mehr davon verstehen möchte.
Ich mag es, wenn er auf mich aufpasst und mir Komplimente macht...
Ich möchte nie wieder wegen dem Humor eines Typen andauernd runtergemacht werden. Also der Humor sollte nicht darauf aus sein, das Selbstbewusstsein von anderen zu schädigen.
Außerdem mag ich es, wenn er von sich aus zu mir kommt und mich gerne um sich hat. Ich möchte nicht jedes mal die Einzige sein, die süße Kleinigkeiten macht oder mehr Liebe zeigt.
Ich würde es schön finden,  wenn er gerne kuschelt und wir Spaß haben und uns necken können, ohne wunde Punkte zu treffen.
Ich würde mich über ein ausgeglichenes Verhältnis von tiefgründigen Gesprächen und lustigen Gesprächen freuen und dass man dem anderen zuhört, wenn er leidenschaftlich von irgendwas erzählt.
Ich würde es schön finden, wenn man viel zusammen unternimmt und endlich mal picknicken gehen.
Ich werde darauf achten, keine leeren Versprechungen mehr zu akzeptieren und möchte, dass er zu seinem Wort steht.
Ich möchte, dass er stolz ist, mich als seine Freundin zu haben.

Zum Äußeren (da es ja um meinen Traumpartner geht) sollte er am Besten größer sein als ich und braune etwas längere Haare haben, am besten mit Locken. Vorzugsweise helle (blaue, graue) Augen und Grübchen. Nicht übergewichtig wäre mir schon wichtig, aber auch nicht zu dünn. Breit gebaut würde mir gefallen, aber nicht zu trainiert. Nicht zu viele Tattoos oder Piercings.

Zu den Hobbies muss ich sagen, dass ich keinen Partner haben möchte, dessen Leidenschaft mir peinlich ist oder die ich nicht verstehen kann. Es gibt bei jedem Aktivitäten, die man nicht versteht oder bescheuert findet und wenn der andere so eine Aktivität als seine Leidenschaft ansieht, ist das ein großes Problem. Außerdem würde ich nicht so gerne nochmal hören, dass diese Leidenschaft höher steht als ich. Das verletzt mich.

Ich habe gelernt, dass es für mich wirklich passen muss und ich zu hundert Prozent das Gefühl haben muss, dass ich mit dieser Person eine Beziehung eingehen möchte, da es sonst wieder schiefgeht und ich einfach nur unglücklich bin. Ich muss dabei auf meine Gefühle achten und wenn ich damit jemanden verletze, weil ich ihn abweise, tut es mir leid, aber ich muss vor allem in diesem Punkt einfach lernen nein zu sagen, weil ich sonst nicht glücklich werde.
Ich muss die Person länger kennenlernen und ganz wichtig auch das Umfeld und die Interessen."

Merken Sie, dass bei der Schilderung dieser jungen Frau auch schon bestimmte Vorstellungen im Kopf erzeugt werden? Ich jedenfalls hatte sofort einen sehr sympathischen, humorvollen jungen Mann mit Locken vor Augen, und mir fielen auch gleich viele Männer ein, die nicht auf die Beschreibung passten. So eine klare Vorstellung hilft sehr bei der Orientierung.

Ich hoffe, dass Sie auch für sich einen guten "Wanted"- Steckbrief erstellen können und dann auch Glück haben, den passenden Partner zu finden. Den Glück gehört auf jeden Fall dazu!

Herzliche Grüße,
Julia Peirano

*Dieser Artikel enthält sogenannte Affiliate-Links zu Produkten in Online-Shops. Klickt ein Nutzer darauf und kauft etwas, erhält der Verlag eine Provision vom Händler, nicht vom Hersteller. Wo und wann Sie ein Produkt kaufen, bleibt natürlich Ihnen überlassen.

PRODUKTE & TIPPS