Auf Social-Media-Plattformen wie Tiktok ist ein Trend aufgetaucht, den es bereits vor rund 100 Jahren gab: die sogenannte Lavendelehe. Während diese Form des Zusammenlebens in den 1920er-Jahren vor allem homosexuelle Menschen schützte, die ihre sexuelle Orientierung aus gesellschaftlichen Gründen nicht offen leben konnten, hat das Konzept heute eine andere Bedeutung.
Junge Menschen entscheiden sich bewusst dafür, ihr Leben miteinander zu teilen, ohne romantische oder sexuelle Erwartungen aneinander zu haben. Sie ziehen zusammen, manche heiraten sogar – nicht aus Liebe im klassischen Sinn, sondern aus gegenseitiger Wertschätzung und praktischen Gründen. Im Mittelpunkt stehen Freundschaft, Verlässlichkeit und das gemeinsame Organisieren des Alltags.
Die moderne "Lavendelehe" – woher kommt der Trend?
Verantwortung, Kosten und Hausarbeit werden geteilt, Lebensentscheidungen gemeinsam getroffen. Für viele wirkt dieses Modell wie eine Alternative zu traditionellen Paarbeziehungen, die oft von Leistungsdruck, Eifersucht oder emotionalen Konflikten geprägt sind.
Befürworter sehen darin eine pragmatische Antwort auf steigende Lebenshaltungskosten, Vereinsamung und den Wunsch nach Stabilität. Kritiker hingegen fragen, ob Nähe und langfristige Zufriedenheit ohne Romantik wirklich möglich sind – oder ob Gefühle sich nicht doch irgendwann ihren eigenen Weg suchen.