Leipziger Uniradio »mephisto 97,6« als Radioalternative
Schlag 20 Uhr am Montagabend. »Das war das Programm von ,mephisto 97,6' für heute«, verabschiedet sich Moderator Daniel aus dem Äther. Wenige Minuten später sendet im Großraum Leipzig wieder »Oldie fm«, das Mantelprogramm des Leipziger Uniradios. Daniels Schicht ist zu Ende, morgen ist ein anderer dran. Daniel ist einer von etwa 80 Leuten, die dem Leipziger Uniradio »mephisto 97,6« werktäglich von 10 bis 12 Uhr und 18 bis 20 Uhr Leben einhauchen. »Eigenverantwortlich, freiwillig und unentgeltlich vom Reporter vor Ort bis zur Chefredaktion« wie sie alle betonen.
Die Radiomacher von »mephisto« im praktischen Sendebetrieb und Begleitseminaren sind alle Studenten - nicht nur der Journalistik - der Universität Leipzig. Nur als Seminarleiter und Programmdirektoren wirken Dozenten des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft und Journalisten aus der Praxis. Learning by doing also. Das Uniradio spielt damit eine Doppelrolle: einerseits ist es innerhalb des traditionellen Journalistikstudiums der Ausbildungssender der Uni, andererseits ist es ein alternativer Lokalsender mit eigener Lizenz.
Immer vormittags von 10 bis 12 zeigt das Morgenmagazin »Faustschlag« mit Themen aus Politik, Kultur, Gesellschaft, Zeitgeist, Wissenschaft und Sport viel Lokalkolorit. Funk, Soul, Jazz und Latino lassen die Hörer munter werden - das ist im Musikformat des Senders festgelegt. Bei »direkt« - dem täglich von 18 bis 19 Uhr gesendeten politischen Abendmagazin - geht es mit Rock und Pop zumindest musikalisch ruhiger zu. Themen aus Leipzig spielen hier die Hauptrolle. Von 19 bis 20 gibt es dann jeweils wochentagsabhängig Themenmagazine: zum Beispiel die Hörspiel- und Featuresendung »Lauschangriff«, die Musikmagazine »Frisch gepresst - die CD der Woche« und »Tonleiter«, »M19 - das lange Interview« oder als satirischen Wochenrückblick »Nachschlag«.
Mit Programmteilen aus insgesamt acht Ressorts spricht »mephisto 97,6«, das am 31. Mai 1995 gegründet wurde, besonders die Studentenschaft an. »Ein Feedback von unseren Hörern bekommen wir häufig bei Verlosungen. Dann holen sich die Leute die gewonnenen Karten bei uns ab. Das sind hauptsächlich, aber nicht nur, Studentinnen und Studenten«, erklärt eine der derzeitigen Chefredakteurinnen, Katja Nündel. Mit den Verlosungen wird die wirtschaftliche Seite des Senders angesprochen. Bei »mephisto« gibt es keine Werbung, es können nur einzelne Programmteile gesponsort werden.
Das Uniradio hat mit 40 Prozent am Gesamtprogramm einen hohen Wortanteil, viele Beiträge werden nach Lehrbuchschema konzipiert und umgesetzt. Damit ist es jedoch nicht nur Radio für Gelehrte, sondern auch für »Lehrlinge«. »Wer zu uns kommt, muss erst einmal überhaupt nichts können«, behauptet zum Beispiel »mephisto-Macherin« Manuela. Und sie hat recht damit. Jeder, der Student der Universität Leipzig ist, hat die Freiheit, sich beim Uniradio »mephisto 97,6« zu engagieren - 24 Stunden am Tag oder vielleicht doch nur zwei Tage die Woche. Fest steht, dass der Weg vom ersten Schritt ins Studio bis vors Mikro bei »mephisto« extrem kurz ist. Und dann klingt's nur noch aus den Boxen: »Am «mephisto-Mikrofon» begrüßt euch heute ...« (ah)