Der Horror für jeden Politikstudenten
Wer in München Politik studiert, dessen Fleiß wird bei der Zwischenprüfung auf eine harte Probe gestellt.
Schon bevor ich das brotlose Studium der Politikwissenschaft überhaupt begann, hörte ich ziemlich oft das Wort Zwischenprüfung. »Studier doch lieber Geschichte, da ist die Zwischenprüfung nicht so schwierig« riet mir ein Freund. Oder: »Lass die Finger davon, ich hab drei Anläufe gebraucht, um die Zwischenprüfung zu schaffen.« Das Wort »Zwischenprüfung« wurde bald zum Synonym für das Grauen. Aber, wie das so ist als junge Abiturientin, man schlägt alle guten Ratschläge in den Wind. Frei nach der Devise »Jetzt erst recht« entschloss ich mich, dieses spukende Ungetüm zu besiegen.
Wer hat Angst vor...?
Aber ganz so einfach ist das nicht. Bemüht sich doch eine ganze Schar von Kommilitonen, einen völlig irre zu machen. »Drei Monate musst du Tag und Nacht lernen, sonst hast du keine Chance«, so der gute Rat von Streber Mario. Auch die wenig ermutigenden Aushänge im Glaskasten, die eine Durchfallquote von mindestens 50 Prozent bei allen drei Prüfungsteilen ausweisen, entmutigen. Derart deprimiert verlässt mich die Lust auf aristotelische Tugendlehre, die Phasen der Nato-Entwicklung und Wahlsysteme. Wer will schon lernen, wenn man sowieso durchfällt. Mit Cafébesuchen dürfte man zum gleichen Resultat kommen. Und zwar auf wesentlich angenehmere Art. Und eigentlich viel effizienter, jetzt volkswirtschaftlich betrachtet. Nach einem Monat Grübeln habe, ob ich dieses Semester nun wirklich antreten soll, votiere ich mit ja.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt
Zwei Monate vor der Prüfung keimt in mir so etwas wie Ehrgeiz auf. Ich gehe jetzt sogar zu den allabendlichen Tutorien, die unsere Fachschaftler organisieren. Und schlafe mit der Politeia unter dem Kopfkissen. Drei Aufsätze werden über mein weiteres akademisches Leben entscheiden - je einer in »Politische Theorie«, »Politische Systeme« und »Internationale Politik«. Das Tückische: für jeden Aufsatz hat man nur eine Stunde Zeit. Eine Woche vor der Prüfung nistet sich dann ein bisschen Panik ein. Zum Glück hat mein Freund Markus noch weniger gelernt als ich. Zusammen gehen wir auch zur Prüfung. In der Sonne stehen Kommilitonen, rauchen und wirken recht gelöst. Ich möchte dieses Ungetüm einfach nur noch hinter mich bringen. Vorsichtig drehe ich das Blatt um und fange an zu schreiben. Besiegt. (ns)