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Umfrage zur Verbesserung der Studienbedingungen

Umfrage zur Verbesserung der Studienbedingungen

»Vor jeder Therapie muss eine umfassende und genaue Diagnose stehen«, heißt es im Anschreiben an rund 12.000 Studierende der Westfälischen Wilhelms-Universität. Und diese dürfen in Münster jetzt nicht nur angehende Ärzte oder Psychologen vornehmen, sondern Studierende aller Fachbereiche. Der Patient: Die Universität selbst. Im Massenbetrieb von 45.000 Studenten könne eben nicht alles glatt laufen, so die Selbsteinschätzung des Rektorats unter Leitung von Professor Dr. Jürgen Schmidt. Und deswegen dürfen die Studenten erstmals im großen Stil beurteilen.

Mittels eines gewichteten Zufallsprinzips seien die Studenten ausgewählt worden - die Aussagekraft der Umfrage soll gewährleistet sein. In Zusammenarbeit mit dem HIS Hochschul-Informations-System wurde ein Fragebogen entwickelt, der die Schwachstellen der Uni schonungslos darlegen soll. »Die Ergebnisse sollen zur Leitlinie für unser weiteres Vorgehen werden«, betont Norbert Frie von der Pressestelle der Universität. Ob dazu allerdings auch Fragen zur psychischen Stabilität der Studenten (Haben sie schwer beherrschbare Aggressionen? Suizidgedanken?) gehören, bleibt für viele zweifelhaft. Durch Stichproben im Vorfeld sei der Fragebogen allerdings schon auf seine Tauglichkeit geprüft worden, wird seitens der Universität versichert. Und durch die Vergabe der Durchführung an das HIS in Hannover auch die Neutralität der Befragung gegeben.

Noch bis Ende Januar werden die 48 Fragen bei den Studierenden für Kopfzerbrechen sorgen, dann soll die Auswertung folgen. Schon Anfang Mai sollen die ersten Ergebnisse veröffentlicht werden, versprechen die Initiatoren. Auch wenn es dann vielleicht trotz der hohen Rankings der Universität in vielen früheren Umfragen zu einem negativen Bild führen wird, die Verantwortlichen stehen zu der Aktion. »Wir wollen schließlich im Sinne unserer Studenten Veränderungen der Studienbedingungen, der Bausituation und des Umfelds herbeiführen«, verspricht Frie. Und diese sollen trotz der zähen Verwaltungsmühlen einer Uni schon in absehbarer Zeit realisiert werden.

Mit einer Nachfolgeaktion im Jahr 2003 habe man sich so einen zeitlichen Rahmen gesetzt, der zur Selbstverpflichtung geworden sei. Dass dann allerdings schon viele Studenten der heutigen Befragung die Uni verlassen haben werden, scheint niemand zu bedenken. Der Wille zur Veränderung ist trotzdem ein positives Signal des Rektorats. »Wir wollen nach vorne kommen - und das zügig!«, bekräftigt Frie und verdeutlicht damit die Stimmung bei den Verantwortlichen. Und genau dafür sei eine sichere Datenbasis notwendig. Es hätte zwar schon viele kleine Umfragen gegeben, doch noch nie seien die Studenten einer Universität in so großer Anzahl befragt worden. Ob die kostspielige Aktion letztlich zum Erfolg werden wird, hängt natürlich vom Rücklauf der Fragebögen ab. Auch hier ist man optimistisch, wohl eher realistisch: Von den 12.000 versandten Exemplaren seien 3.000 ausgefüllte Bögen für eine repräsentative Umfrage ausreichend. Bleibt zu hoffen, dass genügend Studenten ihre Diagnose in den Postkasten werfen. (mk)

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