uniwelt Privatunis in Deutschland:Leistung statt labern...

Unternehmer von morgen - oder arrogante Schnösel?

Cambridge und Oxford, Harvard oder das MIT: Vergessen Sie die Top-Universitäten im Ausland. Elite-Bildung gibt's genauso made in Germany! Private Hochschulen werben auch hier um die besten Abiturienten des Landes mit Praxisnähe, Internationalität, Rund-um-Betreuung. Elite ist in: Ein Begriff macht Karriere in Deutschland.

Da ist beispielsweise die 1995 gegründete private Fachhochschule Göttingen: Wer hier studiert, dem gibt die FH eine Arbeitsplatzgarantie. Kein Scherz, wenn die Studenten sechs Monate nach Abschluss noch keinen passenden Job gefunden haben, bekommen sie die Studiengebühren des letzten Jahres zurück (knapp 12.000 Mark). Überhaupt ist der Wissenschaftsmarkt in Bewegung geraten: Den Unternehmern läuft schon das Wasser im Munde zusammen, wenn sie an die Elite-Ingenieure denken, die das kürzlich gestartete »Stuttgart Institute of Management and Technology« (SIMT) verlassen. Oder an die Wirtschaftsjuristen, die ab Oktober 2000 auf der »Gerd Bucerius Law School« in Hamburg ausgebildet werden. Kosten für das Studium an der Law School: 15.000 Mark im Jahr.

Viel Bildung gegen viel Geld von wenigen Studenten, das ist die Philosophie der privaten Universitäten. Während sich die staatliche Konkurrenz mit Kleckerbeträgen für das Semesterticket zufrieden geben muss, verlangen die Privatschulen horrende Studiengebühren. Ihre Argumentation: Die Absolventen verdienen viel früher viel mehr also können sie vorher auch viel bezahlen. Außerdem, so die Unis, vergeben sie Stipendien. Also doch keine Kaderschmieden für Reiche?

Von der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung (WHU) in Koblenz über die European Business School (ebs) in Oestrich-Winkel bis zur Privaten Universität Witten / Herdecke: stern.de nimmt ohne dabei ein Ranking vorzunehmen neun bekannte Top-Universitäten näher unter die Lupe, interviewt Studenten, diskutiert mit Experten. Welcher Abschluss macht Sinn, wie teuer ist der Studiengang? Welche Auslandssemester sind vorgesehen, wie viele Praktika werden absolviert, was muss man beim Aufnahmetest wissen?

Ungerechter Wettbewerb

»Die Elite ist zum Fetisch der Politik geworden«, klagt die taz. »Ist eben verdientes Pech, wenn man nicht zu den Spitzenbegabungen zählt.« »Der Führungsnachwuchs setzt mehr auf Leistung als auf Macht«, freut sich der Focus und schwärmt im Titel von den »neuen Leistungs-Eliten«. »Die Gleichsetzung von Privat und Elite halte ich einfach für etwas kurz gegriffen«, wägt Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn ab. »Zu einer Eliteuniversität gehören hervorragende Professoren, ein guter Mittelbau und Studierende, die motiviert studieren.«

Klar, der Wettbewerb ist von vornherein ungerecht. Auf der einen Seite steht eine kleine private Hochschule wie die WHU in Koblenz-Vallendar, die sich ihre 280 Studenten auf dem familiären Campus selbst aussucht. Kleine Lerngruppen, hohe Leistungsdichte, Teamarbeit, Unterstützung von Top-Sponsoren aus der Wirtschaft und das alles mindestens zweisprachig. Ein eigenes Unibüro vermittelt Praktika und Jobs; Professoren kennen bald jeden ihrer Zöglinge mit Namen. Auslandssemester? Pflicht! Auf der anderen Seite kämpft der vermeintliche Goliath einen aussichtslosen Kampf. Da ist beispielsweise die Uni Köln mit der größten wirtschaftswissenschaftliche Fakultät in Europa. Fast 10.000 Studenten (Wintersemester 99 / 00) prügeln sich um Sitzplätze in den Vorlesungen. Auslandsstudium, Sprechstunden bei den Profs? Nur für ganz Hartnäckige.

Top-Chancen auch für Studenten an der Uni Köln

»Das Problem an staatlichen Universitäten ist, dass die Forschung im Vordergrund steht«, erklärt Berufsberater Carsten Ebbinghaus. »An den privaten Schulen werden die Dozenten nicht nach wissenschaftlicher Qualifikation, sondern nach ihrer Befähigung zur Lehre ausgeguckt für die Studenten ein absoluter Vorteil.« Trotzdem ist Personalberater Axel Westerwelle überzeugt: »Wenn jemand es schafft, in einer annehmbaren Zeit den Diplom-Kaufmann an der Universität Köln zu machen, hat der sicher Top-Chancen. Auch in der deutschen Wirtschaft international sogar noch ein bisschen mehr.« Schließlich hätten gerade die großen Universitäten im Ausland einen sehr guten Ruf. Und Westerwelle setzt noch einen drauf: »Die Wahrscheinlichkeit, als arroganter Schnösel aufzufallen, ist als Absolvent einer privaten Hochschule wesentlich größer.«

Florian Neuhann

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