1. Dezember Endlich freue ich mich wieder auf die Weihnachtszeit – weil meine Mutter mir einen Adventskalender geschenkt hat

Mädchen greift in einen Adventskalender
Ein Adventskalender kann die Vorfreude aufs Fest steigern – vor allem wenn er verschenkt wird, findet unsere Autorin.
© Switlana Sonyashna / Imago Images
Unsere Autorin würde die Vorweihnachtszeit am liebsten in den Tropen aussitzen. In diesem Jahr freut sie sich aber auf die kalten Tage. Das liegt vor allem am Adventskalender, den sie geschenkt bekommen hat. 

Ich gebe zu, dass die Nervosität steigt. Das Paket meiner Mutter ist noch immer nicht angekommen. Darin befindet sich etwas, das ich heute sehr dringend benötige: mein Adventskalender. Ich, vor über sieben Jahren zuhause ausgezogen, fest im Berufsleben und mehr an der 30 als an der 20, befürchte, heute mein erstes Türchen nicht öffnen zu können. Was genau sich dahinter verbergen wird, weiß ich nicht einmal, weil meine Mutter daraus ein kryptisches Rätsel gemacht hat. "Keine Schokolade und auch nichts anderes zum Essen, aber vielleicht macht es dir trotzdem Spaß", erläuterte sie Anfang der Woche am Telefon. Ob damit jetzt Kochrezepte, Wellness-Goodies oder Spielzeug gemeint ist, werde ich hoffentlich heute noch erfahren.

Der Adventskalender-Zauber verlor seine Wirkung 

Es handelt sich hierbei nicht etwa um eine familiäre Tradition, wie man nach dem ersten Lesen vielleicht vermuten könnte. Ewig ist es her, dass meine Mutter mir zuletzt einen Adventskalender geschenkt hat. Selbst in den letzten Schuljahren, in denen ich noch daheim im kleinen bayerischen Dorf lebte, habe ich mir meinen Adventskalender selbst gekauft. Manchmal befand sich Schokolade darin, manchmal Kosmetik, manchmal Teebeutel. Spätestens als ich bei Letzterem angelangt war, hatte der Adventskalender-Zauber seine Wirkung vollständige eingebüßt. Zu oft schmeckte mir die Teesorte des Tages nicht, zu oft vergaß ich, sie überhaupt aus dem weihnachtlich bedruckten Papp-Aufsteller zu ziehen. 

Dass ich als notorische Kaffeetrinkerin mich überhaupt mit Tee anzufreunden versucht habe, könnte man als Grundproblem identifizieren. Die Wurzel liegt aber tiefer. In den letzten Jahren sind mir die Kälte und die Dunkelheit zunehmend zuwider geworden. Schon den Herbst lasse ich mir vor der bangen Gewissheit des bevorstehenden Winters verderben. Zur Weihnachtszeit hege ich ein ambivalentes Verhältnis: Ich liebe das Fest zuhause im Kreise der Familie; es sind die schönsten und unbeschwertesten Tage im ganzen Jahr. Aber ich hasse die Vorweihnachtszeit. Lebkuchen und Plätzchen finde ich überbewertet, Glühwein ist mir viel zu süß und auf Weihnachtsmärkten bin ich nur unterwegs, wenn ich dem Druck in meinem Freundeskreis nicht mehr standhalten kann. 

Plötzlich ist die Vorfreude wieder da

Man könnte sagen, die Vorfreude auf Weihnachten wird überlagert von meinem persönlichen Ringen mit dem täglich schwindenden Tageslicht und den sinkenden Temperaturen. Deshalb habe ich es mir in den vergangenen Jahren angewöhnt, im November oder Dezember für mehrere Wochen in tropische Gebiete zu fliehen, um nochmal richtig Sonne aufzutanken. Die Rückkehr nach Deutschland hatte dann aber den Effekt, dass mich die Kälte mit noch mehr Wucht getroffen hat und jeglichen Funken weihnachtliche Besinnlichkeit aus meinem frierenden Körper verbannt hat. In diesem Jahr aber ist ein Funke zurückgeblieben, der sich vielleicht sogar in ein kleines, wärmendes Feuer verwandeln könnte. 

Das verdanke ich meiner Mutter. Und dem Gefühl, wieder ein Kind zu sein, das gespannt auf die Überraschung wartet. Ein Gefühl, das sonst ausschließlich für den Weihnachtstag reserviert ist. Dass ich in diesem Jahr mit dieser kindlichen Vorfreude in die Adventszeit starte, macht die kurzen Tage bereits jetzt erträglicher. Dabei ist es nicht nur die Vorfreude, die mein Herz wärmt, sondern die Geste meiner Mutter. Dass sie sich an die leuchtenden Augen der kleinen Laura erinnert hat und mir mit dem vorweihnachtlichen Geschenk hilft, die kalte Jahreszeit zu überbrücken. Vielleicht entfaltet ein Adventskalender seinen Zauber am besten, wenn er mit einem liebevollen Hintergedanken verschenkt wird. Ich werde es diesen Dezember testen – wenn nur der Postbote endlich an der Tür klingeln würde…

PRODUKTE & TIPPS