Die imposanten See- und Steinadler kennen viele, die schon einmal an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns oder in den Alpen kreisende Greifvögel am Himmel beobachtet haben. Aber kaum bekannt ist der Schreiadler, der zu den am stärksten bedrohten Adlerarten in unseren Breitengraden zählt.
Schreiadler haben viele besondere Eigenschaften. Sie überwinden auf dem Zug Gebirge, Wüsten und Meerengen; sie ziehen in jedem Jahr nur ein einziges Junges auf und sie lieben es, miteinander zu kommunizieren. Aber "mit Geschrei haben die meisten ihrer Rufe allerdings wenig zu tun. Ich empfinde sie im Gegenteil als außerordentlich stimmungsvolle weiche und melancholische, manchmal geradezu sentimentale Lautäußerungen", schreibt Thomas Krumenacker in der Einleitung zu seinem Buch "Könige der Lüfte: Das geheime Leben der letzten Schreiadler Deutschlands", das im Verlag Frederking & Thaler diese Tage erschienen ist.
Die wenigen noch in Deutschland brütenden Schreiadler-Paare werden auf 130 geschätzt und leben in den bevölkerungsärmsten Landstrichen in Mecklenburg-Vorpommern und im sachsen-anhaltinischen Harzvorland. Sie bevorzugen Ruhe, sitzen stundenlang an Wiesen und Waldrändern, um ihre Beute – unter anderem kleine Säugetiere – zu erspähen.
Langstreckenflieger zwischen Europa und Afrika
Im Gegensatz zu den größeren Adlern, die auch im Winter in ihren Revieren bleiben, brechen die Schreiadler im September zu ihren Überwinterungsgebieten nach Afrika auf. Die lange Reise führt sie über den Balkan, die Türkei und Israel entlang des Nils bis ins östliche und südliche Afrika.
Hin und zurück ergibt das eine Strecke von 20.000 Kilometern. "In ihrem Adlerleben umrunden sie die Erde zehn Mal: Schreiadler sind die wahren Könige der Lüfte", schreibt Krumenacker.
Der Journalist und Fotograf Thomas Krumenacker beschäftigt sich seit zwei Jahrzehnten mit Schreiadlern. Er hat sie sogar im Segelflugzeug auf dem Zug über Israel begleitet und aus Baum-Verstecken in Lettland fotografiert.
Sein Bildband wirbt nicht nur für den Schutz dieser Tiere, sondern bringt uns bei der Lektüre einen der faszinierendsten Vögel unserer Heimat nahe – ohne ihn in freier Wildbahn zu stören.
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