"Filmrezepte" Schweineschwanz und Pudding-Busen

Filme gucken ist schön. Essen noch schöner. Und beides zusammen einfach unschlagbar. Ein üppiges Buch präsentiert Rezepte zum kulinarischen Kino.

Kennen Sie das? Sie sitzen im Kino, auf der Leinwand wird ständig gekocht und gegessen, und sie selbst haben nur diesen blöden Becher Popcorn vor sich. "Bella Marta" ist so ein Film. "Eat Drink Man Woman" auch. Und natürlich "Ratatouille". Tolles Kino. Aber der Magen grummelt und knurrt, und man kann gar nicht anders als nach der Vorstellung ins nächstbeste Restaurant einzufallen und sich den Bauch vollzustopfen.

Nun gibt es eine besseres Rezept gegen den Hunger: kulinarisches Kino. "Machen Sie es wie im Film, laden Sie ein paar Freunde ein und kochen Sie zusammen", raten die beiden Kinoexperten Thomas Struck und Karin Laudenbach. Wenn schon Film und Food, dann richtig. Zuerst gucken, danach kochen und essen, was zum Film passt. So wird beides gleichzeitig befriedigt: der Hunger nach großen Gefühlen und die Lust auf gutes Essen.

FilmRezepte

Thomas Struck, Karin Laudenbach: FilmRezepte, Callwey Verlag, 39,95 Euro

"Filmrezepte" heißt das wunderbare Buch von Struck und Laudenbach, und schon beim Blättern läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Da sitzen Marcello Mastroianni und Michel Piccoli beim "Großen Fressen". Louis de Funes präsentiert mit breitem Grinsen ein Hühnchen mit Tomaten. Stéphane Audran verführt als Köchin in "Babettes Fest" ihre strengen Dienstherren zu immer neuen Leckereien. Und Jean Reno kämpft in "Kochen ist Chefsache" gegen die überdrehte Molekularküche.

Dazu gibt es Rezepte von 13 Sterneköchen wie Tim Raue, Lea Linster, Michael Hoffmann und Kolja Kleeberg. 25 Film-Menüs haben sie entwickelt – mal nah dran am Kino, mal frei und kreativ.

Klar, dass der Hamburger Köchin Cornelia Poletto zu "Bella Marta" ein Gericht mit Taubenbrust einfiel. Schließlich hießt es im Film: "Die Welt ist ein trauriger Ort ohne deine Taube mit Trüffeln, Martha."

Zu "Eat Drink Man Woman" dachte Tim Raue sich Dim Sum mit Hummer aus. Kolja Kleeberg stellt sich vor, dass Robert de Niro in "Good Fellas" Sardinen mit sizilianischer Caponata isst. Michael Hoffmann, selbst begeisterter Gärtner, komponierte zum Gärtner-Film "Willkommen Mr.Chance" ein Gemüse-Menü mit "Jahreszeiten im Glas". Und Christian Lohse dachte sich zum "Großen Fressen" eine "Fette Blutwurstsuppe mit Spitzkohl" aus. Keine Angst, schmeckt super. Und ist schnell zubereitet.

Das kann man nicht von allen Rezepten sagen. Bei den "Iberischen Schweineschwänzen mit pikanter Marmelade" wird schon der Einkauf den Stadtbewohner in größere Schwierigkeiten stürzen. Das Garen kann bis zu 24 Stunden dauern. Und wer hat schon Lust, kleine rosa Ringelschwänzchen zu rasieren, damit den Gästen keine Borsten zwischen den Zähnen hängen bleiben? Bisschen viel Mühe.

Aber nicht abschrecken lassen: Wenige Gerichte sind so abgefahren, es gibt Schlichtes wie Créme Brulée oder einen Fünf-Elemente-Salat, auch Vegetarier und Süßmäuler kommen auf ihre Kosten.

Nur ein Rezept fehlt: der unvergessliche, Tod bringende Pudding aus dem "Großen Fressen". An den essbaren Riesenbusen traute sich keiner der Sterneköche ran. Schade eigentlich.

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