Es ist eine Spezialität des Hauses, man könnte meinen, es gehört zur Corporate Identity, dass Bestellungen bei Starbucks zur Aufzählorgie ausufern können. Bis alle Einzelheiten geklärt sind, können Minuten vergehen. Dazu gehört auch die berühmt-berüchtigte Frage nach der Bechergröße. Drei gibt es. Sie reichen von groß bis riesig, oder wie es in Starbucks-Sprech heißt: Tall, Grande und Venti. Der kleinste verspricht überall auf der Welt 355 Milliliter Kaffeespaß, der größte 590 Milliliter. Kürzlich machte nun aber ein Video die Internetrunde, indem zu sehen sein soll, dass in Wahrheit alle Becher des Unternehmens die gleiche Füllmenge haben. Zieht Starbucks seinen Kunden mit diesem miesen Trick das Geld unlauter aus der Tasche?
Die Deutsche Presse-Agentur (DPA) hat den Test gemacht und herausgefunden – Gauß, Newton und Co würden jubeln –, dass in einen größeren Becher auch tatsächlich mehr Inhalt passt. Hurra. Für das Experiment wurde der die kleinste Größe randvoll gemacht. Starbucks serviert seine Becher natürlich nicht so voll. Das Ergebnis: Die Menge, mit der die kleinste Größe ("Tall") bis zum Rand gefüllt ist, reicht bei der mittleren Größe ("Grande") bis etwa zwei Zentimeter darunter. Im größten Becher ("Venti") sind noch etwa dreieinhalb Zentimeter Platz bis zum Rand.
Alter Gag, neuer Skandal für Starbucks
Hinter dem vermeintlichen Enthüllungsvideo steckt also nicht mehr als ein Internet-Prank. Und noch nicht einmal ein neuer. Videos mit solchen Bechertricks treiben schon seit Jahren ihr virales Unwesen. 2017 kursierte ein ähnliches Video, allerdings stand damals eine andere Kette im Fokus: Jack in the Box. 2020 bekamen die Becher von Fastfoodriese McDonald's eines auf den sprichwörtlichen Deckel. Die Liste ist fortsetzbar. Jedes Mal sorgten die Videos für einen kleinen Sturm im Kaffeebecher. Jedes Mal konnte der unterstellte Betrug später widerlegt werden.
Vermutet wird, dass die Macher der Videos in die Zauberkiste greifen, um die Betrachter hinters Licht zu führen. Möglich ist, dass im wahrsten Sinne des Wortes mit doppelten Böden gearbeitet wird die tatsächlichen Bechergrößen so verringert werden. Auch irreführende Bearbeitung und Schnitt sind denkbar.
Zehn mal völlig unnützes Kaffeewissen

Auf allen Kaffeeplantagen zusammen wachsen schätzungsweise 15 Milliarden Kaffeebäume. Ungeschnitten würde jeder von ihnen etwa 18 Meter hoch. Um sie einfacher abernten zu können, werden sie auf drei Meter gestutzt. Die Aufzucht erfordert langen Atem: Erst nach vier Jahren trägt ein Kaffeebaum die ersten Kirschen. Er lebt ungefähr etwa 25 Jahre und bringt jährlich rund ein Pfund Kaffee.
Die Annahme, dass Starbucks, immerhin weltgrößte Café-Kette, oder andere Unternehmen gleich viel Kaffee unterschiedlich teuer verkaufen könnten, ist abwegig. Wäre dies tatsächlich der Fall, könnten die Unternehmen wegen irreführender geschäftlicher Handlung verklagt werden. In Deutschland beispielsweise wegen unlauteren Wettbewerbs.