Groß hatte er feiern wollen - etwa Barclaycard-Arena groß. Denn auch ein Tim Mälzer wird schließlich nur einmal 50. Nur war daran nicht zu denken. Stattdessen stand er gestern in seiner Restaurantküche und kochte. Mälzer hatte seine Party kurzerhand zum virtuellen Mitmach-Event gemacht, zur digitalen Kochparty geladen. Dafür hatte er vorab rund 2000 extra für den Abend zusammengestellte Kochboxen verschickt, gekocht werden sollte via Livestream gemeinsam. Übertragen wurde die Veranstaltung auf den sozialen Medien, dazuschalten konnte sich jeder. 50 besonders schnelle Fans hatten zudem das "Ticket" gelöst, per Video dazu geschaltet zu sein, um sich direkt mit Mälzer austauschen.
Eigentlich, erzählte er, habe er sich das natürlich anders vorgestellt. Manchmal verwechsle er sich mit der Queen, denke, warum keine Parade zum Geburtstag, warum sollten die Leute nicht am Straßenrand stehen und rufen "Ein Hoch auf den Dicken"? Das ging nun nicht. Doch Trübsal blasen wollte er genauso wenig. Stattdessen also "Cook Along" mit Hühnerfrikassee und einer Menge Appletinis. So die Idee. Aus dem bloßen Koch-und-Laber-Event wurde eine Show mit prominenten Gastauftritten.
Das große Prominenten-Schaulaufen
Dass prominente Gäste Teil des Abends sein würden, war angekündigt worden. Doch von den vielen, vielen Überraschungsbotschaften von Freunden und Kollegen, die nach und nach per Video eingespielt wurden und den zahlreichen live dazugeschalteten Gästen, war Mälzer dann doch selbst überrascht. Dass der Bürgermeister Hamburgs, Peter Tschentscher, es sich nicht nehmen ließ, seine Gratulationen zu schicken, brachte Mälzer schon einigermaßen zum Lachen. Aber als sich dann selbst der Vize-Kanzler Olaf Scholz zu Wort meldete, war der Koch für einen Moment sprachlos. So wurde er nicht müde, immer wieder zu betonen, dass er doch eigentlich noch immer "der kleine dicke Junge aus Pinneberg sei".
Jamie Oliver und Gennaro Contaldo, Sarah Wiener, Tim Raue, Aki Bosse, Max Mutzke, Kai Pflaume und Johannes B. Kerner - sie alle und viele, viele mehr sendeten ihre Botschaften. Und einige ließen es sich nicht nehmen, live dabei zu sein. Wer sich traute, musste bereit sein, die frechen Sprüche Mälzers einzustecken.
Moderator Steffen Hallaschka musste sodann gleich einmal Rede und Antwort stehen, ob Mälzer wohl demnächst einmal wohlwollend in der Stern TV- Berichterstattung vorkomme. Der nahm's mit Humor und machte beim Schlagabtausch mit: "Klar, wenn dein einziger Wunsch noch ist, dass du ein Teaser vor dem Werbeblock bist ...".
Sasha, Olli Schulz und Bjarne Mädel sangen ihre Ständchen genauso wie Rea Garvey. Letzterer sorgte dann dafür, dass der für einen Moment emotional außer Gefecht war. "Es fließen Tränen, du Arschloch", kommentierte Mälzer und: "Wer Rea Garvey nicht verstanden hat, hat die Welt nicht verstanden".
"Ich kenne meinen Platz"
Tim Mälzer ist nicht nur Koch. Er ist vor allem einer mit einer großen Klappe. Einer, der nicht still bleibt, wenn ihn etwas nervt und einer mit einem spontanen Herzen. In den vergangenen Monaten gehörte er zu den engagiertesten Gastronomen in der Branche, suchte die Auseinandersetzung auch mit der Politik. Das brachte ihm viel Kritik ein - und einen Preis, den Eckart-Preis Prix D'Exception. Ein Preis, den er fürs Labern übers Kochen bekommen habe.
"Warum nicht fürs Kochen?", habe er Eckart Witzigmann bei Bekanntgabe gefragt. Mit der Frage lockte er die Kochlegende auch am gestrigen Abend. Witzigmann, immerhin 79 Jahre alt, lachte. "Fürs Kochen hast du ja noch ein bisschen Zeit", sagte er. Und auch Mälzer grinste: "Ja, ja. Ich kenne meinen Platz". Die Vorlage nahm auch der ein oder andere Kollege gern mit. Das Kochen, so der Tenor, sei ausbaufähig. Der Mensch aber, der sei wahnsinnig toll.

"Entspannt euch, es ist doch alles gut"
"Wenn du so ein guter Koch bist, warum hab ich dann Durst, wenn ich dich seh'", sang zum Grande Finale Thees Uhlmann, der mit Band zugeschalten war, die eigens für diesen Abend komponierte Mälzer-Hymne. Da war der Koch schon einigermaßen voll - voll von Emotion, voll vom Alkohol. Denn Mälzer wurde mit Verlauf des Abends die Zunge immer schwerer, er selbst war aber kaum noch einzufangen. Die Sprüche wurden derber, die Sprache obszöner und so mancher Satz dürfte ihm im Nachhinein noch den oder anderen Rüffel einbringen. So erzählte Mälzer nicht nur von dem extrem großen Penis Max Mutzkes, sondern verglich auch Sternekoch Alexander Herrmann optisch mit einem Escort-Boy und wollte ihn spontan verhökern - natürlich als Koch. Der wiegelte lachend, aber peinlich berührt ab.
Der Abend war, wie Mälzer es nannte, eine Hinterhof-Produktion. Da ruckelte mal der Ton, mal überschnitten sich die Abläufe. So konnte man Barbara Schöneberger zwar sehen, aber nicht hören, Musiker Sasha hatte einen Dreifach-Hall auf der Stimme. Doch genau diese Störer machten aus dem Abend einen intimen Abend. Vor allem Mälzer selbst war es, der zur fortgeschrittener Stunde emotional so ergriffen war, dass er minutenlang um seine Stimme rang. "Entspannt euch, es ist doch alles gut", sagte er immer wieder zur Regie. Doch die hatte irgendwann genug und sorgte dafür, dass das Experiment Koch-Party nach knapp vier Stunden zum Ende kam. Mälzer selbst hatte da eigentlich noch keine Lust aufzuhören.