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Centrum für Hochschulentwicklung Zahl der Studienanfänger ohne Abitur steigt

Wirtschaft und Gewerkschaften machen sich seit Jahren für eine Öffnung der Hochschulen auch für Meister und beruflich Qualifizierte ohne Abitur stark. Ein KMK-Beschluss zeigt erste Wirkung.

Knapp 10.000 der rund 450.000 Studienanfänger in Deutschland haben im Wintersemester 2010/2011 weder über ein Abitur noch über die Fachhochschulreife verfügt. Der Anteil der Studienanfänger ohne klassische Hochschulzugangsberechtigung betrug damit 2,1 Prozent und war so hoch wie nie zuvor. Das berichtete das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in einer Studie am Mittwoch. Die Quote der Studienanfänger ohne Abitur habe sich damit gegenüber 2007 nahezu verdoppelt.

Infolge des Bildungsgipfels von Bund und Ländern hatte die Kultusministerkonferenz (KMK) im März 2009 den Hochschulzugang für Meister und beruflich Qualifizierte ohne Abitur wesentlich erleichtert. Der Studie zufolge machen Hochschulen heute auch vermehrt spezifische Studienangebote für diese Zielgruppen.

Spitzenreiter ist Nordrhein-Westfalen, das mit 4,2 Prozent den höchsten Anteil von Nicht-Abiturienten unter seinen Studienanfängern hat. Ein Grund dafür ist die Arbeit der zentralen Fernuniversität Hagen, die von allen deutschen Universitäten die größte Zahl von Studienanfängern ohne Abitur verzeichnet. In Berlin beträgt die Quote der Nicht-Abiturienten unter den Studenten 3,7 Prozent. Thüringen, Sachsen und das Saarland sind mit Anteilen zwischen 0,9 Prozent und 0,4 Prozent die Schlusslichter.

14 von 16 Bundesländer haben laut Studie ihre Zugangsbedingungen zum Studium ohne Abitur deutlich verbessert. Brandenburg und Sachsen hätten hingegen die KMK-Empfehlungen noch nicht umgesetzt. In der Regel sind Meister oder Personen mit vergleichbaren Berufsbildungsabschlüssen den Abiturienten beim Hochschulzugang gleichgestellt. Sie können sich für jeden Studiengang ihrer Wahl bewerben. Für Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung und mehrjähriger Berufspraxis gibt es in allen 16 Bundesländern einen eingeschränkten Hochschulzugang. Ihre Studienfachwahl muss eine fachliche Nähe zu ihrer bisherigen beruflichen Tätigkeit haben.

Trotz der übergreifenden Verbesserungen gebe es in allen Ländern aber weiter sehr unterschiedliche Detail- und Ausnahmeregelungen, wird in der Studie kritisch angemerkt. "Studierwillige ohne Abitur müssen sich entsprechend intensiv durch den Dschungel der Verordnungen wühlen, um über die Sonderkonditionen in den Bundesländern im Bilde zu sein", sagte CHE-Projektleiterin Sigrun Nickel. Auch fehlten für Studieninteressierte ohne Abitur nach wie vor ausreichend Stipendien. Hier sei auch die Wirtschaft gefordert, sich intensiver zu engagieren.

Im Vergleich zum Ausland ist der Anteil der Studienanfänger ohne Abitur in Deutschland immer noch verschwindend gering. Laut jüngstem "Europäischen Studentenreport" haben in Schweden 36 Prozent der Studenten keine klassische Hochschulreife und schaffen über ihre berufliche Qualifizierung den Sprung ins Studium.

DPA DPA

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