Sie soll ökologisch verträglich sein, überall verfügbar, vielschichtig, möglichst leise, aber schnell, sicher und günstig. Über Mobilität wird viel gestritten und eines dabei leicht vergessen: Sie ist ein Menschenrecht. Ganz offiziell, festgelegt von den Vereinten Nationen. Nur wer mobil ist, kann am sozialen Leben teilhaben, selbstbestimmt handeln, sich verwirklichen. Doch ungeachtet der dichten Besiedelung steht es um die barrierefreie Mobilität in Deutschland nicht so gut. "Das deutsche Verkehrssystem ist sowohl unter ökologischen als auch unter sozialen Gesichtspunkten dringend reformbedürftig", räumt selbst das Umweltbundesamt in einem Positionspapier von 2020 ein. Vor allem was Menschen mit Behinderungen betrifft. Von den im Artikel 9 der Uno-Behindertenrechtskonvention festgelegten Zielen ist Deutschland weiter entfernt als viele andere Industriestaaten. Der Artikel verlangt eine barrierefreie öffentliche Infrastruktur, die auch Menschen mit Behinderungen die Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglicht.
Die Zahl der Betroffenen ist signifikant. Gut neun Prozent der Bundesbürger haben einen anerkannten Behinderungsgrad von 50 Prozent und gelten damit als schwerbehindert. Was für Menschen ohne Behinderung nur ein Ärgernis darstellt, schränkt ihre Mobilität mitunter drastisch ein. Das reicht von zu kurzen Phasen der Fußgängerampel, fehlenden Fahrstühlen, hohen Bordsteinen über zugeparkte Wege, schmale Bürgersteige bis zu unzureichenden Sitzplätzen in Bussen und Bahnen.
Barrierefreiheit betrifft jedoch keineswegs nur diese Gruppe. In einer Bevölkerung mit immer älter werdenden Menschen ist barrierefreie Mobilität ein breites gesellschaftliches Anliegen. Erst seit Anfang des Jahres verpflichtet das Personenbeförderungsgesetz bundesweit zur Barrierefreiheit im Öffentlichen Nahverkehr.
Passiert sei seither wenig, kritisiert die Aktion Mensch in einer vom Marktforschungsinstitut Ipsos durchgeführten Studie. Fast drei Viertel der auf dem Land lebenden Menschen mit Beeinträchtigung halten die Taktung der öffentlichen Verkehrsmittel für zu niedrig, ein Viertel empfindet den Zeitaufwand selbst für kurze Wege als zu hoch, lediglich die Hälfte versteht Schilder und Durchsagen in Bus und Bahn. Nur jeder Dritte mit Beeinträchtigung würde sich überhaupt zutrauen, selbstständig unterwegs zu sein. Zu groß ist das Gefühl, in manchen Situationen alleingelassen zu werden.
Generell gilt: Je ländlicher eine Region und je kleiner die Stadt, desto schwieriger wird ein selbst bestimmter mobiler Alltag für Menschen mit Behinderung. Doch auch von Stadt zu Stadt gibt es erhebliche Unterschiede, fand die Studie heraus. Ein Ranking deutscher Städte aus der Sicht von Menschen mit Behinderung.