Benedikt Böhm wird häufig als Deutschlands sportlichster Manager bezeichnet. Er rennt oftmals bereits früh morgens auf die Zugspitze, um dann um 9 Uhr frisch geduscht an seinem Schreibtisch in München zu sitzen. Böhm ist einer der besten deutschen Skibergsteiger und kaum einer hat das schnelle Bergsteigen auf die höchsten Gipfel der Himalayas so perfektioniert wie er. Gerade waren Böhm und der nepalesische Bergführer Prakash Sherpa in rekordverdächtiger Mission am sechsthöchsten Berg der Welt, dem Cho Oyu. In 12 Stunden und 35 Minuten stiegen die beiden ohne Hilfe von künstlichem Sauerstoff auf den 8188 Meter hohen Gipfel.
Bei seiner Expedition begegnete Böhm zahlreichen Abenteurern, die auf den höchsten Bergen der Welt mitunter skurrile Rekorde einsammeln wollen – die meisten wohl behütet und versorgt von Veranstaltern, die sich nicht nur um Sherpas, Fixseile und gespurte Trampelpfade kümmern, sondern ihre Kundschaft auch mit Helikoptern von Basislager zu Basislager fliegen, damit es schneller geht. Am Cho Oyo traf Böhm auch auf die Amerikanerinnen Gina Marie Rzucildo und Anna Gutu, die sich dort ein Wettrennen lieferten, das Böhm aus nächster Nähe verfolgte. Beide wollten die jeweils erste US-Alpinistin sein, die alle vierzehn 8000er bestiegen hat. Der Wettlauf endete in einem dramatischen, filmreifen Finale. Denn beide Frauen starben nur Tage später bei zwei unterschiedlichen Lawinenunglücken am Shishapangma.

Im stern-Interview spricht Böhm über Rekordwahn und Logistikschlachten im Himalaya und auch darüber, dass dort immer mehr Frauen miteifern. Böhm erklärt, wie die sozialen Medien und die Filmindustrie die Rekordsucht befeuern und dass auch Berglegende Reinhold Messner an dieser Entwicklung nicht ganz unbeteiligt ist. Böhm hinterfragt die Aufmerksamkeit, die zweifelhaften Rekorden zuteil wird und fordert mehr Trennschärfe auch in der Berichterstattung. Das Gespräch wurde in St. Johann in Tirol geführt. Gleich danach machte sich Böhm auf den Weg zum Kitzbüheler Horn – zunächst auf dem Mountainbike, dann weiter zu Fuß. Nach gut zwei Stunden war er wieder unten im Tal.
Der Erstbesteiger des Mount Everest, Sir Edmund Hilary, antwortete auf die Frage, warum er auf diesen Berg gestiegen ist: "Weil er da ist". Sie waren gerade auf dem Gipfel des Cho Oyo, einem der meistbestiegenen 8000er, der sechst höchste. Warum stiegen Sie da hoch?
Ich hatte mal wieder Lust auf einen 8000er und der Cho Oyo ist perfekt, um auf Ski vom Gipfel wieder abzufahren. Ski fahren ist da oben zwar kein Spaß, aber ich fühle mich auf Ski einfach wohler als auf Steigeisen. Man kommt schneller raus aus der Todeszone. Ski sind Abstiegshilfe, ein Sicherheitsfaktor. Als es im Vorfeld hieß, dass es kein Permit für die Abfahrt auf Skiern gibt, habe ich das nicht so ernst genommen. Ich dachte, das wird schon irgendwie gehen.