Anzeige
Anzeige

Medienwissenschaftler Thomas Hestermann Berichterstattung im Fall der getöteten Luise: "Viele Menschen reizt es, hinter die Fassade des Bösen zu schauen"

Nach dem Mord an der zwölfjährigen Luise strömten Scharen von Journalisten nach Freudenberg.
Nach dem Mord an der zwölfjährigen Luise strömten Scharen von Journalisten nach Freudenberg.
© Federico Gambarini/dpa
Die Bürgermeisterin von Freudenberg hat einige Medien dafür kritisiert, wie sie nach dem Mord an Luise recherchiert haben. Der Medienwissenschaftler Thomas Hestermann sagt: Berichterstattung in solchen Fällen braucht Behutsamkeit, Demut und Reflexion.

Herr Professor Hestermann, Sie erforschen die Berichterstattung über Gewalttaten im deutschen Journalismus. Wie nehmen Sie die Berichte über den Mordfall Luise bislang wahr, erkennen Sie bekannte Muster?
Journalisten berichten nicht gleichermaßen über alle Verbrechen. Kriminalitätsberichte sprechen zwei zentrale Gefühle an: Mitgefühl und Furcht. Für beide Gefühle spielen die Eigenschaften des Opfers eine große Rolle. Meine Forschung zeigt, dass die Aufmerksamkeit besonders groß ist, wenn ein Verbrechen geschieht, dem ein junges unschuldiges Mädchen zum Opfer fällt. Ein klassisches Muster, das sich weit zurückverfolgen lässt; das zeigt sich schon in der Ballade oder der Moritat.

Mehr zum Thema

Newsticker