Die Niere eines jüdischen Mannes, der während der Unruhen zwischen Juden und Arabern in Israel mutmaßlich von einem arabischen Mob gelyncht wurde, ist einer Araberin transplantiert worden. Die 59 Jahre alte Randa Aweis hatte Medienberichten zufolge seit sieben Jahren auf eine neue Niere gewartet und die Familie des getöteten Yigal Yehoshua entschied sich, die Organe des zweifachen Familienvaters zu spenden. Yehoshuas zweite Niere ging demnach an einen 67 Jahre alten jüdischen Mann und seine Leber an einen 22-Jährigen Juden.
Yehoshua war vergangene Woche in der Stadt Lod auf dem Heimweg im Auto in gewalttätige Proteste arabischer Israelis geraten. Die Randalierer attackierten den Wagen des 56-Jährigen den Berichten zufolge mit Steinen und ein Ziegelstein traf ihn am Hinterkopf. Im Krankenhaus kämpften die Ärzte noch tagelang um Yehoshuas Leben, doch am Montag starb er.
"Sie werden seinetwegen leben"
Ihr Mann sei "ein Vorbild für Koexistenz" gewesen, beschrieb die Frau des Getöteten, Irena Yehoshua, der "Times of Israel" ihren Ehemann. "Er arbeitete als Elektriker und reparierte Häuser für alle, Araber und Juden." Die gewalttätigen Ausschreitungen "verletzen uns alle", erklärte Irena Yehoshua. "Diese Vorfälle sind für niemanden gut und ich bin sicher, dass sowohl Araber als auch Juden sie bedauern."
"Er war ein Mann der Nächstenliebe", zitierte der US-Sender Fox News den Bruder des Toten, Efi Yehoshua. "Weil er so ein großes Herz hatte, sagten wir, wir werden seine Organe spenden. Es war uns eine Ehre, dies zu tun. Sie werden seinetwegen leben."
Randa Aweis geht es den Berichten zufolge nach der Transplantation bereits besser und sie hat sich bei Yehoshuas Frau bedankt: "Wir sind jetzt wie eine Familie", sagte sie und lobte die "noble Tat". Sie habe niemals erwartet, die Niere eines Menschen zu erhalten, der "auf solch eine kriminelle Art und Weise getötet wurde", erklärte die arabische Christin aus Jerusalem. "Es tut mir weh für die Familie."
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Ihre Tochter Niveen sagte der "Times of Israel": "Wir sind der Familie Yehoshua so dankbar. Wir empfinden gleichzeitig Freude über Mamas Transplantation und Schmerz über die Tragödie, die sie herbeigeführt hat." Sie forderte die Menschen auf, eine einfache Lehre aus der Geschichte zu ziehen: "Es gibt nicht so etwas wie Araber und Juden", sagte Niveen. "Vielmehr sind wir nur Menschen, und wir müssen zusammenleben."

Abed Halaila, Leiter der Transplantationsabteilung des Hadassah Medical Center, in dem Aweis operiert wurde, nannte die Organspende ein Symbol der Hoffnung: "Wir haben gerade gesehen, wie eine Frau ein neues Organ und ein neues Leben erhalten hat, und ich möchte der Familie des Spenders ein großes Dankeschön sagen", erklärte der Mediziner und fügte hinzu: "Ich wünsche uns allen Frieden und Ruhe und viel Gesundheit."
Yigal Yehoshua wurde am Dienstag in der Stadt Modiin beigesetzt. Sein Bruder Efi sagte vor der versammelten Trauergemeinde, die anhaltenden Unruhen in jüdisch-arabischen Städten hätten Yigal geschmerzt – und an den verstorbenen gewandt: "Du hast mit deinem Leben bezahlt – und dank deiner Organspende anderen Menschen Leben geschenkt."

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Quellen: "Times of Israel", Fox News, "Israel National News",