Katholiken und Angehörige anderer Religionen in aller Welt trauern. Papst Johannes Paul II. starb um 21.37 Uhr im Apostolischen Palast des Vatikans. Das teilte Erzbischof Leonardo Sandri bei einer Gebetsfeier auf dem Petersplatz mit.
Die Fensterläden der privaten Gemächer des Kirchenoberhaupts wurden entgegen der Tradition nicht geschlossen. Das Schließen der Läden gilt als Zeichen, dass der Papst nicht mehr lebt. Rund 50.000 Gläubige hatten zum Teil seit zwei Tagen auf dem Petersplatz ausgeharrt und für den Papst gebetet. In ganz Rom läuteten de Kirchenglocken. In Polen, dem Heimatland des Papstes, versammelten sich Zehntausende vor den Kirchen in stiller Andacht.
Am Donnerstag war der Papst nach einem septischen Schock und einem Herz-Kreislauf-Zusammenbruch an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen worden. Seit Anfang Februar war er mehrfach wegen Grippe-Symptomen und Atembeschwerden im Krankenhaus. Am Freitag weigerte er sich, in ein Krankenhaus zu gehen. Wie die Päpste in den vergangenen 150 Jahren wollte auch er im Vatikan sterben.
Von Krankheit gezeichnet
Zuletzt konnte Johannes Paul II. große Teile seiner Amtsgeschäfte nicht mehr selbst wahrnehmen. Dennoch zeigte sich der sichtlich von Krankheit gezeichnete Papst immer wieder den Gläubigen. Am Palmsonntag konnte er erstmals seit Beginn seiner Amtszeit die Messe nicht mehr selbst lesen. Besonders deutlich zeigte sich sein Leiden am Ostersonntag: Beim Ostersegen versagte dem Papst die Stimme.
Gesundheitliche Probleme hatte der Papst bereits seit 1981. Damals verletzte ihn ein Attentäter mit mehreren Pistolenschüssen lebensgefährlich.
Der 1978 zum Papst gewählte Johannes Paul II. geht als "Reisepapst" in die Geschichte ein. Auf 104 Auslandsreisen trat er für Menschenrechte und Demokratie sowie gegen Armut und Krieg ein. Noch 2003 versuchte er, den Irak-Krieg zu verhindern. Er selbst sagte von sich, er wolle die "Stimme der Stummen" sein.

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"Mea Culpa"
Tiefen Eindruck machte im Jahr 2000 sein "Mea Culpa" in Jerusalem, die Vergebungsbitte für die Sünden der Kirche. Als erster Papst besuchte Johannes Paul eine Synagoge und eine Moschee und lud die Weltreligionen zum gemeinsamen Friedensgebet nach Assisi.
Der als Karol Wojtyla geborene Johannes Paul II. wurde am 18. Mai 1920 in Wadowice in der Nähe von Auschwitz geboren. Während des Zweiten Weltkriegs trat er in ein verbotenes Priesterseminar ein. 1946 wurde er im Untergrund zum Priester geweiht, 1967 wurde er Kardinal. Er war der erste Papst seit 450 Jahren, der nicht aus Italien stammte, und das erste slawische Oberhaupt der katholischen Kirche.