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Kinderschänder-Vergleich Pius-Bruder verunglimpft Mohammed

Neuer Eklat der Pius-Bruderschaft: Der deutsche Distriktobere, Franz Schmidberger, hat sich nicht nur hinter Holocaust-Leugner Richard Williamson gestellt, sondern auch den Propheten Mohammed mit einem Kinderschänder verglichen. Die Kanzlerin zeigte sich unterdessen zufrieden mit der Vatikan-Reaktion auf die massive Kritik an dem Papst.

Die erzkonservative Priesterbruderschaft St. Pius X. in Deutschland betrachtet Richard Williamson weiterhin als ihren Glaubensbruder, distanziert sich aber von dessen Leugnung des Holocausts. Der deutsche Distriktobere Pater Franz Schmidberger sagte dem SWR Fernsehen in Stuttgart am Donnerstag auf die Frage, ob jemand sein Mitbruder sein könne, der die Vernichtung der Juden durch die Nazis leugnet: "Solange er die katholischen Dogmen anerkennt, ja natürlich." Zugleich distanzierte sich Schmidberger von Äußerungen Williamsons, der die Existenz von Gaskammern in der NS-Zeit bestritten hatte. Dies sei aber getrennt zu sehen von der Wiederaufnahme von vier Bischöfen in die katholische Kirche, von denen einer Williamson ist.

Papst Benedikt XVI. hatte weltweit Proteste ausgelöst, weil er die Exkommunikation der vier Geistlichen rückgängig gemacht hatte. Schmidberger nannte diese Entscheidung des Kirchenoberhauptes nur folgerichtig: "Es ist dringend notwendig, denn der Glaube ist sehr, sehr verwässert und wir leben in einer neuheidnischen Gesellschaft."

"Geschlechtlicher Umgang mit einem Mädchen nachgewiesen"

In dem SWR-Interview, das am Donnerstagabend im Rahmen der Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg!" ausgestrahlt werden soll, plädierte Schmidberger zugleich für eine Bekehrung von Muslimen und verglich Mohammed indirekt mit einem Kinderschänder. Er sagte: "Also, das ist nachweislich, dass er mit einem Kind, mit einem Mädchen geschlechtlichen Umgang gepflegt hat, mit acht oder neun Jahren. Das bezeichnet man nach der heutigen Terminologie tatsächlich als Kinderschänder. Aber ich möchte mich darauf nicht festlegen. Ich habe das nicht speziell studiert."

Schmidberger ist nicht der erste, der in jüngster Zeit Mohammed verunglimpft hat: Wie die österreichische Zeitung "Kurier" am Freitag in ihrer Online-Ausgabe berichtet, war erst vor zwei Wochen die FPÖ-Abgeordnete Susanne Winter am Grazer Straflandesgericht wegen Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren zu einer Geldstrafe von 24.000 Euro und einer bedingten Freiheitsstrafe von drei Monaten verurteilt worden. Die Politikerin hatte demnach beim Neujahrstreffen der FPÖ am 13. Januar 2008 im Zuge des Grazer Gemeinderatswahlkampfes gesagt, der Prophet Mohammed wäre nach heutigen Maßstäben ein Kinderschänder, weil er eine Sechsjährige (Aischa) geheiratet haben soll. Den Koran habe er "im Rahmen von epileptischen Anfällen geschrieben".

Folgt nun wie nach der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen ein neuer Proteststurm aus der islamischen Welt? Die im Herbst 2005 von der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" erstmals gedruckten Karikaturen des Propheten hatten seinerzeit in Pakistan und anderen islamischen Ländern zu wütenden Demonstrationen mit Toten und Verletzten geführt. In Deutschland kam es wegen der Karikaturen beinahe zu einem Anschlag. Zwei Islamisten hatten als Racheakt im Sommer 2006 versucht, Kofferbomben in zwei Regionalzügen explodieren zu lassen.

Schmidberger wandte sich in dem Interview auch gegen den Dialog mit dem Judentum, das kein Heilsweg sei: "Christus hat seine Apostel ausdrücklich ausgesandt in alle Welt, um alle Welt, einschließlich der Juden (...) eben zu ihm zu bekehren."

Der Pater der Pius-Bruderschaft kritisierte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die mit Blick auf die Aussagen Williamsons vom Papst eine unmissverständliche Klarstellung gefordert hatte, "dass es hier keine Leugnung geben kann". Schmidberger sagte dem Sender: "Sie versteht das nicht. Sie ist ja auch nicht katholisch und eigentlich ist das nicht ihre Angelegenheit, sich in die inneren Angelegenheiten der Kirche einzumischen."

Merkel mit Papst-Reaktion zufrieden

Die Kanzlerin begrüßte unterdessen die Reaktion des Papstes auf die massive Kritik in der Williamson-Affäre. Die Aufforderung des Vatikans zum Widerruf der Thesen Williamsons sei ein "wichtiges und gutes Signal", sagte Merkel. "Ich glaube, dass die eindeutige Aufforderung des Vatikans ein wichtiges und auch ein gutes Signal ist. Das macht deutlich, dass eine Leugnung des Holocaust niemals ohne Folgen im Raum stehen bleiben kann." Nur ohne die Leugnung des Holocaust und nur ohne Antisemitismus könne überhaupt ein gedeihliches Miteinander von jüdischen Gemeinden und christlichen Kirchen gelingen, so die Kanzlerin. "Und das ist es ja, was ich glaube, nicht nur mich, sondern uns alle umtreibt und was wir uns alle wünschen." Sie fügte hinzu: "Insoweit glaube ich, sind wir auch ein Stück vorangekommen."

DPA/AP AP DPA

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