Mit einem Spaziergang auf der Kölner Hohenzollernbrücke hat gestern ein 29-jähriger Iraner den Bahnverkehr lahmgelegt und für einen Großeinsatz der Polizei gesorgt. Der abgelehnte Asylbewerber mit Wohnsitz in Hamburg war am Mittwochnachmittag auf einen Stahlbogen der viel befahrenen Brücke am Kölner Hauptbahnhof geklettert. Dort habe er zerrissene Zettel hinunter geworfen, auf denen selbst geschriebene Gedichte in Farsi gestanden hätten. Die Hohenzollernbrücke, in Köln das Nadelöhr des Zugverkehrs, musste für zweieinhalb Stunden gesperrt werden. 234 Züge waren davon betroffen. Es kam zu fast 800 Stunden Verspätung.
Erst Hamburg dann Köln?
Ein 29-jähriger Iraner, ein Stapel Flyer, schwindelerregende Höhe – das waren auch die Zutaten einer Protestaktion eines abgelehnten Asylbewerbers in Hamburg vor dreieinhalb Monaten. Der 29-jährige Mann war damals auf einen Baukran geklettert, hatte in 30 Metern Höhe Botschaften in den Lockstedter Morgenhimmel gerufen und Flyer mit der Forderung nach Menschenrechten im Iran und der Freilassung politischer Gefangener verstreut.
"Parallelen sind da"
Ob es sich um denselben Mann handelt, wollte die Kölner Bundespolizei nicht bestätigen. "Parallelen sind aber da", so Pressesprecher Frank Freund. Da keine Haftgründe vorlagen, kam der Mann wieder auf freien Fuß. Auch psychische Probleme konnten nicht festgestellt werden. Er werde wegen Störung öffentlicher Betriebe angezeigt, hieß es. Doch was wollte er mit seiner Aktion bezwecken? "Über eine Dolmetscherin sagte er uns, dass wir das nicht verstehen würden", erzählt Freund.
Die Polizei war durch einen Anruf auf den Mann aufmerksam geworden. Als die Beamten an der Brücke ankamen, verlangte der 29-Jährige nach einem Dolmetscher. Nachdem eine Dolmetscherin Kontakt zu ihm aufnehmen konnte, sei er dann selbstständig wieder heruntergeklettert und von Polizisten in Empfang genommen worden.