Alle Jahre wieder: In irgendeinem Ort in Deutschland findet in der Vorweihnachtszeit ein "Lichterfest", ein "Winterbasar" oder ein "Knusperfest" statt. Es dauert meist nicht lange, bis besorgte Mitmenschen in diesen Bezeichnungen die Kapitulation unserer Traditionen vor dem Islam erkennen.
Jüngstes Beispiel: Die 50.000-Einwohner Stadt Elmshorn vor den Toren Hamburgs. Dort findet vom 27. November bis zum 24. Dezember der "Lichtermarkt" rund um die historische Nikolaikirche im Stadtzentrum statt.
Grund genug für Erika Steinbach (74), Ex-CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, wieder einmal den Klagegesang einzustimmen. Auf ihren Kanälen bei Twitter und Facebook dokumentierte sie ein Werbeplakat für das Fest für ihre Follower, verbunden mit dem Statement "Ich kenne kein Land außer Deutschland, das seine eigene Kultur und Tradition so über Bord wirft". Drei Daumen nach unten!

Elmshorner "Lichtermarkt" hat Namen schon seit Jahren
Ob sich Steinbach eher an der Bezeichnung "Lichtermarkt" oder an der Abbildung eines Kindes, das womöglich nicht ihren Vorstellungen eines deutschen Mädchens entspricht, stört, ist zwar unklar, ihre Beiträge wurden dennoch insgesamt rund 1000 Mal favorisiert (Stand: 14. November, 17 Uhr). Auch in vielen Kommentaren geben ihr User recht:
- "Aus dem deutschen Reich wurde die deutsche Republik, und bald heißt es deutsches Sultanat." (Herbert R.)
- "Wenn im nächsten Jahre eine Frau mit Burka auf den Plakaten zum Chariafest anstatt zum Weihnachtsfest winkt dann haben die ewig dummen Gutmenschen bestimmt auch eine tolle Erklärung für uns parat." (Thomas L.)
- "Unterwerfung gegenüber intoleranten religiösen Fanatikern aus Nahost ist im vollen Gange!" ("Gweni")
- "Wir müssen alle verdammt aufpassen, dass unsere Heimat und so wie wir leben wollen, auch in Zukunft noch Bestand hat. So wie ich es sehe, gibt es jetzt schon überall Steigbügelhalter der Islamisierung. Wir sind auf dem Weg zur Islamischen Republik." (Michael R.)
- "Gleich abreißen den Scheiß oder mit Edding korrigieren." ("Meymic")
Neben viel Widerspruch finden sich solche oder ähnliche Kommentare auch auf weiteren Social-Media-Präsenzen, die das Thema aufgriffen.
Bürgermeister widerspricht vehement
Der Fall scheint klar: Aus Rücksicht auf andere Religionen verleugnet man in Elmshorn die christliche Tradition des Weihnachtsfestes. Oder doch nicht? Spricht man Bewohner der schleswig-holsteinischen Stadt auf die Diskussion um den Namen des Fests an, erntet man ungläubige Antworten: "Der Weihnachtsmarkt heißt doch schon ewig 'Lichtermarkt'."
Ewig zwar nicht, aber durchaus schon eine ganze Weile - nämlich zehn Jahre - wie schließlich auch das Stadtmarketing und Bürgermeister Volker Hatje klarstellten:
Der Begriff "Lichtermarkt" sei bereits 2007 gewählt worden, offenbar noch ohne viel Widerspruch. Hintergrund seien damals ein neuer Betreiber des Marktes und eine seinerzeit neue Beleuchtung gewesen. "Marketinggründe", so der Bürgermeister. Dies belegt auch eine Kurzrecherche im Archiv der "Elmshorner Nachrichten", der lokalen Tageszeitung.
"Für uns als Stadt ist es inakzeptabel, dass eine so traditionsreiche und von unserer christlichen Kultur geprägte Veranstaltung wie der Elmshorner 'Lichtermarkt' instrumentalisiert wird, um im politischen Umfeld Stimmung zu machen", so der parteilose Politiker.
Erika Steinbach als Wiederholungstäterin
Auch das Plakat sei nicht neu: Es werde schon seit 2011 genutzt und jedes Jahr "aus Gründen des Wiedererkennungswertes" wieder hervorgeholt. Das abgebildete Mädchen gehöre im Übrigen zu den 50.000 Einwohnern seiner Stadt. "Wir lassen uns auf keine Diskussion ein, in der Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert werden."
Es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass Erika Steinbach mit (bewusst oder unbewusst) gestreuten Falschinformationen Stimmung für ihre Interessen schürt:
2016 veröffentlichte sie ein geklautes Foto aus einem indischen Kinderheim, um gegen die vermeintliche Überfremdung Deutschlands zu wettern, im Jahr zuvor instrumentalisierte sie den Tod von Altkanzler Helmut Schmidt um Stimmung gegen Flüchtlinge zu machen.
Es ist auch ebenso wenig das erste Mal, dass anhand von Petitessen eine Islamisierung oder eine Verleugnung der hiesigen Kultur herbeiinterpretiert wird: Sei es ein Schokoweihnachtsmann von Penny mit der Bezeichnung "Zipfelmann" (gibt es schon seit mehreren Jahren) oder eine vermeintliche Moschee auf einem Berliner Spielplatz (stellt einen orientalische Burg aus "Tausendundeiner Nacht" dar).
Und man kann sich fast sicher sein: Die Diskussion um den Elmshorner "Lichtermarkt" wird nicht die letzte ihrer Art in diesem Jahr sein. Die Vorweihnachtszeit hat ja noch nicht einmal richtig begonnen.