Mit einem Ex-Freund saß ich einmal bei der Erstsitzung einer Paartherapeutin. Wir waren nervös und angespannt, die Fronten längst verhärtet. Ich habe damals vieles gesagt, das mir heute ziemlich dumm vorkommt. Er macht jenes, deshalb bin ich traurig. Er vergisst dieses, deshalb bin ich sauer.
Was ich mir damals gewünscht hätte, wäre ein zustimmendes Nicken von der Frau gewesen, die uns gegenübersaß. Vielleicht sogar Zuspruch: "Ja, das ist wirklich ärgerlich, wie gemein von ihm." Stattdessen war sie recht unbeeindruckt. "Ist er denn wirklich verantwortlich dafür, wie du dich fühlst?", fragte sie. Ich war irritiert. Wer denn sonst, dachte ich. Er macht etwas, und dann fühle ich Dinge, die ich nicht fühlen will. Enttäuschung, Wut, Schmerz, Trauer. "Ist es nicht vielleicht eher so", hakte sie nach, "dass er diese Gefühle nur auslöst, aber ihre Ursache ganz woanders liegt?"