Papst-Predigt Religion ist kein Konsumgut

Vor einer Million Pilgern auf dem Marienfeld bei Köln hat Papst Benedikt XVI. die Jugendlichen der Welt aufgerufen, für ihren Glauben zu werben und Religion nicht zum Konsumgut verkommen zu lassen.

"Ich weiß, dass Ihr als junge Menschen das Große wollt, dass Ihr Euch einsetzen wollt für eine bessere Welt", sagte Benedikt am Sonntag beim Abschlussgottesdienst des Weltjugendtages. Wer Gott aber für sich entdeckt habe, müsse auch andere zu ihm führen. Dies gelte gerade in einer Zeit, in der in großen Teilen der Welt eine merkwürdige Gottvergessenheit herrsche. Zugleich sei aus einem Gefühl der Frustration ein Boom des Religiösen entstanden, in dem Religion zum Konsumgut werde. "Man sucht sich heraus, was einem gefällt, und manche wissen, Gewinn daraus zu schlagen", kritisierte er. In der Krise aber lasse die selbstgesuchte Religion die Menschen allein.

Marienfeld überfüllt

Mit den jugendlichen Pilgern feierten 4500 Kardinäle, Bischöfe und Priester die Heilige Messe, die Höhepunkt und Abschluss des Weltjugendtages ist. Gut eine Million Pilger hatten Benedikt zuvor mit lautem Jubel, "Benedetto"-Rufen und einem Meer von Fahnen empfangen, als er im Papamobil durch die Menschenmasse rollte. Bei den Jugendlichen entschuldigte sich der Papst für die nur kurze Fahrt durch die Menge: "Ich wäre gern mit dem Papa-Auto kreuz und quer über das ganze Gelände gefahren, um jedem einzelnen nahe zu sein."

Auf vielen Wegen und Zufahrtsstraßen war wegen der vielen Pilger kein Durchkommen mehr. Am Vormittag wurde deshalb das Marienfeld für den stetigen Strom ankommender Pilger geschlossen. Auch Krankenwagen hatten Schwierigkeiten, zu Patienten vorzudringen. Mit Blaulicht schoben sie sich nur mühsam Meter um Meter durch die Menge. Einige Sanitäter wichen auf Fahrräder aus. Die meisten Menschen auf dem Gelände drängten sich vor den großen Videoleinwänden, weil der Papst auf dem Altarhügel für die wenigsten Pilger mit bloßem Auge zu erkennen war. Etliche Jugendliche kletterten auch auf Toiletten-Häuschen, um sich einen besseren Blick auf das Oberhaupt der katholischen Kirche zu verschaffen.

Reuters

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