Wenn Papst Benedikt XVI. und 800.000 junge Leute nächste Woche aus aller Welt in Köln zu einem Fest des Glaubens zusammenkommen, wird ein Heer von Sicherheitskräften für ihren Schutz sorgen. Mehr als 12.000 Helfer von Polizei, Bundeswehr, Feuerwehr, Sicherheitsdiensten, Bundeskriminalamt und Hilfsorganisationen sind nach Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministeriums im Einsatz. Seit drei Jahren laufen die Vorbereitungen - und die Terroranschläge von London haben noch einmal deutlich gemacht, dass Gottvertrauen allein nicht reicht. Spezialeinheiten wollen zu Lande, Wasser und Luft für maximale Sicherheit sorgen.
"Von Terror-Szenario ausgehen"
"Nach den Londoner Anschlägen haben wir unser Sicherheitskonzept noch einmal überprüft", sagt der Einsatzleiter der Kölner Polizei, Dieter Klinger. "Es gibt keine Hinweise, die uns zwingen, von einem Terror-Szenario auszugehen. Die Sicherheitslage in der Bundesrepublik hat sich nicht verändert." Dennoch sei nicht auszuschließen, dass der Weltjugendtag (WJT) Ziel terroristischer Gruppierungen sein könnte. "Wir haben am Tag bis zu 4000 Polizisten im Einsatz, auch aus anderen Bundesländern, und angefordert auch aus Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und Polen."
Für den Papst gilt Sicherheitsstufe eins. "Problematisch wird es immer dann, wenn der Papst fußläufiges Programm absolviert", erklärt Klinger. Das gelte auch für seine Wegstrecken im Papamobil. "Wir haben dann überall erhöhte Beobachtungsposten und können aus der Frosch- und Vogelperspektive sichern." Entlang der Fahrstrecke des Papamobils werden alle Gullydeckel verschweißt. Gut 500 Deckel rund um den Kölner Dom sind bereits seit Anfang August dicht.
Den Personenschutz im Nahbereich des Papstes übernehmen Beamte des Bundeskriminalamtes, unterstützt von der Schweizer Garde aus dem Vatikan. Wann immer sich Benedikt XVI. rührt, werden Straßen, Brücken, Autobahnen oder gar der Rhein gesperrt. Ein Überfliegen des Kölner Luftraums für Privatflieger ist verboten. Wenn der Heilige Vater am ersten Besuchstag auf dem Rhein schippert, werden Taucher bereits Schiff und Fahrtstrecke abgesucht haben. Sprengstoffhunde werden eingesetzt. Erhöhte Alarmbereitschaft gilt vor allem, wenn der Papst die Kölner Synagoge besucht sowie auf dem Marienfeld bei Köln, wo er den Abschlussgottesdienst feiert.
Für den Papst selbst scheint der Schutz seiner Person nicht Top- Thema zu sein. "Der Papst sucht die Nähe zu den Menschen, das Thema Sicherheit steht für ihn nicht so im Fokus", weiß WJT-Geschäftsführer Hermann-Josef Johanns aus mehreren Gesprächen mit dem päpstlichen Reisemarschall.
Beim Gottesdienst des Papstes mit 800.000 Besuchern am 21. August auf dem Marienfeld werden laut NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) gut 4000 Helfer im Einsatz sein, 3300 weitere stehen bereit. In 25 Unfallhilfsstellen können 25.000 Menschen versorgt werden. 40 Rettungswagen, 30 Feuerwehrfahrzeuge und vier Rettungshubschrauber wurden angefordert. Die Poller Rheinwiesen in Köln, von denen aus Pilger und Bürger dem Papst zuwinken können, sind rechtzeitig von gefährlicher Weltkriegsmunition befreit worden. Rund 60 Bomben, 2200 Sprengkörper und 73 Kilogramm Munitionsteile wurden ausgegraben.

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Erhöhte Wachsamkeit und Alarmbereitschaft
Die Stadt Köln meldet erhöhte Wachsamkeit und Alarmbereitschaft für Krankenhäuser, Gesundheitsdienste und Ordnungsbehörden. Sogar die Unterkünfte für die Pilger wurden auf ihre Sicherheit hin überprüft. Die Versorgung kranker Pilger durch Ärzte und Zahnärzte ist sichergestellt, ausreichende Arzneimittel-Depots liegen bereit.
Das Sicherheitskonzept ist auf "eine Million und mehr" Gäste ausgerichtet, sagt der Polizei-Einsatzleiter. "Zwar werden 800 000 Menschen erwartet, aber es können auch viel mehr werden. Die jungen Leute setzten sich doch heutzutage spontan in den Billigflieger", meint Klinger. Zwar steigt die Spannung wenige Tage vor dem WJT- Beginn, doch die Kölner haben bereits Erfahrung mit hochkarätigen Mammutveranstaltungen: 1980 und 1987 kam Papst Johannes Paul II. in die Domstadt, 1999 fand dort der G8-Gipfel statt.