Als Max Eberl den prächtigen Kuppelsaal der bayerischen Staatskanzlei betritt, gibt er Uli Hoeneß kurz die Hand. Später plaudert der Sportvorstand des FC Bayern lange mit Nationalspieler Serge Gnabry. Zu einem intensiven Gespräch mit Vereinspatron Hoeneß kommt es beim Empfang des deutschen Meisters bei Ministerpräsident Markus Söder nicht.
Dabei hatte Ehrenpräsident Hoeneß seinen Nach-Nach-Nachfolger beim deutschen Fußball-Rekordmeister jüngst im "Doppelpass" bei Sport1 noch als "ziemlich empfindlich" bezeichnet und Meinungsverschiedenheiten in wichtigen Transferfragen bestätigt. Er sorgte damit für mächtig Wirbel.
Hoeneß: Kein Grund für eine Aussprache mit Eberl
"Ich habe überhaupt keinen Grund, mich mit Max auszusprechen. Ich bin der Meinung, dass das, was ich gesagt habe, absolut okay ist. Das ist die Wahrheit. Die Wahrheit wird auch so bleiben", sagte Hoeneß drei Tage nach dem bemerkenswerten TV-Auftritt. Da warb er noch bei einem Termin für eine Olympia-Bewerbung Münchens, ehe er sich auf den Weg zu Söder machte.
Der inzwischen 73-Jährige gab sich überzeugt, dass seine Aussagen dem nach einem mehr als holprigen Transfersommer ohnehin kritisierten Eberl nicht geschadet hätten - im Gegenteil: "Alles, was ich gesagt habe, war für ihn sehr hilfreich. Alles, was ich gesagt habe, sollte ihm helfen", meinte Hoeneß.
Jackson und unrealistische Kauf-Klausel
Er bezog sich dabei auf Bayerns Last-Minute-Transfer Nicolas Jackson vom FC Chelsea. Zur Erinnerung: Hoeneß und der Münchner Aufsichtsrat hatten Eberl nach den geplatzten Wechseln von Florian Wirtz und Nick Woltemade untersagt, Spieler fest zu verpflichten. Nur Leihgeschäfte wurden noch erlaubt. Und so kam es, dass Jackson ausgeliehen wurde, allerdings mit einer Kaufverpflichtung für 2026, sollten gewisse Bedingungen erfüllt sein.
Oft bleibe diese Vertragsklauseln geheim. Hoeneß aber verriet, dass Jackson 40 Startelfeinsätze in der Saison vorweisen müsse, erst dann müsste der deutsche Fußball-Rekordmeister den senegalesischen Nationalspieler fix kaufen. Berichten zufolge würde das die Bayern dann 65 Millionen Euro kosten.

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Aber so weit wird es ohnehin nicht kommen, wie Hoeneß noch einmal unter Verweis auf die Spiele in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal vorrechnete - vor allem, weil Jackson wegen des Afrika-Cups im Winter fehlen werde. "Er kann diese 40 Spiele gar nicht machen", wiederholte Hoeneß.
Kein Kommentar von Eberl
Seiner Erklärung nach wurde Eberl öffentlich zu Unrecht gescholten - und just deshalb habe er sich zu Wort gemeldet. "Scheinbar bin ich der größte Verteidiger vom Max", resümierte Hoeneß mit wenigen Tagen Abstand - ehe er doch wieder eine kleine Spitze losließ: "Vielleicht hätte er das auch selber sagen können. Dann hätte er nicht einige Tage deswegen Prügel gekriegt."
Eberl hielt sich bei der Söder-Ehrung für die Meisterteams der Männer und Frauen beim FC Bayern dann übrigens weitgehend im Hintergrund, öffentlich sprach der 51-Jährige nicht. Zuletzt hatte es gar Gerüchte gegeben, er könne nach dem jüngsten Trubel möglicherweise frustriert zurücktreten. Diese Spekulationen wurden von den Bayern sofort und entschieden dementiert.
Bosse beschwichtigen: "Die Kirche im Dorf lassen"
Und die anderen Bayern-Bosse bemühen sich, die Causa herunterzuspielen. "Es ist ja durchaus legitim, auch kontrovers zu diskutieren", sagte etwa Vorstandschef Jan-Christian Dreesen. "Nichts anderes hat Uli Hoeneß gesagt. Ich finde, das ist das normalste der Welt. Wenn alle immer nur im Chor das Gleiche singen, wird es langweilig." Wichtig sei, intern über alles zu reden.
Vereinspräsident Herbert Hainer meinte: "Ich finde, man muss die Kirche im Dorf lassen. Da wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt und hinterher zerbröselt, nach links und nach rechts. So kennen wir den Uli: Er sagt, was er denkt. Das ist immer im Sinne des FC Bayern München."