Große Waldbrandübung Grenzübergreifend löschen: Feuerwehren proben den Ernstfall

Wie gut arbeitet die deutsche Feuerwehr mit ihren Kollegen in Tschechien zusammen? Antworten soll eine große Waldbrandübung lief
Wie gut arbeitet die deutsche Feuerwehr mit ihren Kollegen in Tschechien zusammen? Antworten soll eine große Waldbrandübung liefern. (Symbolbild) Foto
© Sven Hoppe/dpa
Viele Hektar Wald stehen in Flammen! Doch das ist zum Glück nur ein Übungsszenario. Feuerwehrleute aus Bayern, Sachsen und Tschechien wollen sehen, wie die grenzübergreifende Zusammenarbeit klappt.

Wenn es brennt oder ein schwerer Unfall geschieht, arbeiten die Feuerwehren aus Deutschland und Tschechien im Grenzgebiet schon jetzt eng zusammen, wie alle Verantwortlichen betonen. Um die Kooperation im Ernstfall weiter zu verbessern, üben die Rettungskräfte heute gemeinsam: Angenommen wird ein großer Waldbrand bei Selb im Grenzgebiet zwischen Oberfranken und Tschechien. 

Mehr als 400 Feuerwehrleute aus Bayern, Tschechien und Sachsen nehmen teil. Außerdem: vier Hubschrauber zur Löschwasserförderung und Brandbekämpfung, Drohnen, mobile Sanitätseinheiten auf E-Bikes und Versorgungseinheiten auf Quads, wie das Landratsamt Wunsiedel im Fichtelgebirge mitteilte.

Schon etliche gemeinsame Einsätze

Die Bande zu den Rettungskräften in Tschechien seien freundschaftlich, sagte der Wunsiedler Kreisbrandrat Wieland Schletz. "In den vergangenen Jahren sind die Feuerwehren beidseits der Grenze immer enger zusammengerückt." Es hänge von den Menschen vor Ort ab, ob den auf politischer Ebene geschlossenen Vereinbarungen tatsächlich Leben eingehaucht werde. 

Immer wieder habe es gemeinsame Einsätze dies- und jenseits der Grenze gegeben, sagte Schletz weiter: etwa bei Wald- und Vegetationsbränden, brennenden Lastwagen auf der Autobahn oder im Vorjahr beim Großbrand bei einem Unternehmen in Wunsiedel, der zu einem Katastrophenfall wurde.

Es müsse immer "das schnellstmöglich verfügbare, geeignete Einsatzmittel" alarmiert werden, erläuterte Schletz. "Wenn das im grenznahen Raum eine tschechische Feuerwehr ist, dann kommt die natürlich auch zum Einsatz. Immer in Verbindung mit der örtlich zuständigen Wehr auf bayerischer Seite. Die Planungen in Tschechien sind sehr ähnlich."

Ausrüstung "auf Augenhöhe"

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Während die Ausrüstung auf beiden Seiten "auf Augenhöhe" sei, sei die Sprache eine Barriere. Die Versuche auf deutscher Seite, Tschechisch zu lernen, seien bislang wenig erfolgreich gewesen, räumte Schletz ein. 

Von Vorteil sei, dass viele tschechische Rettungskräfte Deutsch oder Englisch sprächen. "Mittlerweile können wir auch zeitnah auf Dolmetscher zurückgreifen, was die Zusammenarbeit enorm erleichtert." Manches müsse auch gar nicht erklärt werden, sondern sei schlichtweg klar: "Feuerwehrleute ticken auf der ganzen Welt nahezu gleich", sagte Schletz.

Berufsfeuerwehren in Tschechien

Der Sprecher der tschechischen Feuerwehr in der Verwaltungsregion mit Sitz in Karlsbad (Karlovy Vary), Patrik Zizka, sieht die Zusammenarbeit mit den deutschen Kollegen auf einem sehr guten Niveau. Die Kommunikation und Koordination der Einsätze habe sich in den vergangenen Jahren "erheblich verbessert". 

Es gebe jedoch Raum für weitere Verbesserungen, beispielsweise bei der Vereinheitlichung der Abläufe, der Kompatibilität der Technik und bei gemeinsamen Schulungen, sagt Zizka. Übungen wie die jetzige könnten daher wichtige Aufschlüsse geben.

Die Berufsfeuerwehr ist in Tschechien zentral organisiert und wird vom Staat finanziert. Sie beschäftigt mehr als 10.000 festangestellte Feuerwehrleute und untersteht dem Innenministerium. An der Spitze steht ein Generaldirektor, derzeit Vladimir Vlcek. 

Unterstützt werden sie von freiwilligen Feuerwehren, die von Gemeinden und Firmen aufgestellt werden, um eine flächendeckende Abdeckung zu erreichen. In Bayern hingegen sind die meisten Feuerwehrleute in freiwilligen Wehren organisiert. Nur in den Großstädten gibt es Berufsfeuerwehren.

Lehren aus dem Großbrand 2022

Der verheerende Waldbrand im Nationalpark Böhmische Schweiz im Juli 2022 hatte allen in den beiden Nachbarländern vor Augen geführt, dass Flammen nicht an der Grenze haltmachen. Der Brand im Elbsandsteingebirge erfasste mehr als 1000 Hektar auf tschechischer Seite und griff auf die sächsische Seite über. 

Seitdem war eine engere Zusammenarbeit der Feuerwehren wiederholt Thema bei Treffen von Spitzenpolitikern aus Deutschland und Tschechien. 

Der bayerische Finanzstaatssekretär Martin Schöffel (CSU), der auch Vorsitzender des Beirats der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Tschechien ist, nannte konkrete Projekte, die jetzt angegangen werden sollen: So sollen die Leitstellen beider Länder gekoppelt werden, die gemeinsame Brandbekämpfung aus der Luft verbessert und Spezialausrüstung gemeinsam genutzt werden.

dpa