Die Karnevalssession in Brandenburg ist eröffnet: In der Landeshauptstadt Potsdam übergab die neue Oberbürgermeisterin Noosha Aubel den Rathausschlüssel an die Närrinnen und Narren. Zwar ungern, wie die Parteilose scherzte, da sie ihn selbst erst seit ihrer Wahl vor wenigen Wochen habe. Aubel zeigte sich jedoch beeindruckt vom geballten Frohsinn und hoffe, dass sie den Schlüssel am Aschermittwoch mitsamt der positiven Energie der Karnevalisten zurückerhalte.
Rund 150 Menschen feierten um 11.11 Uhr vor dem Rathaus Babelsberg. Das Rathaus in Potsdam werde wie auch im vergangenen Jahr noch saniert, hieß es von der Stadt. Deshalb fand der symbolische Rathaussturm, das Männerballett, der Tanz der Funkenmariechen und die Ernennung der Prinzenpaare in Babelsberg statt. Mit dabei waren der Lindenpark Karneval Club, der Potsdamer Karnevals-Club und das Narrenschiff des Faschings-, Karnevals- und Gesellschafts-Clubs.
Auch in der ostdeutschen Karnevalshochburg Cottbus haben die Närrinnen und Narren das Rathaus übernommen. Das Stadtprinzenpaar erhielt den Rathausschlüssel von Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD). Mehrere hundert Beteiligte und Schaulustige ließen sich nach Stadtangaben vom zwischenzeitlichen Regen nicht abschrecken. Sie sangen, tanzten, feierten nach dem traditionellen Kanonenschuss um 11.11 Uhr.
"Momente der Freude und Leichtigkeit"
Der Präsident des Karnevalverbands Berlin-Brandenburg, Fred Witschel, sagte: "Für mich persönlich bedeutet Karneval in diesen Zeiten vor allem, bewusst Momente der Freude und Leichtigkeit zu schaffen." Es sei ein Anlass, zusammenzukommen, sich kreativ auszudrücken und das Leben zu feiern – "gerade dann, wenn die Umstände herausfordernd sind".
Den Karneval beschäftigen demnach auch Diskussionen über kulturelle Aneignung, Inklusion und respektvollen Umgang. "In einer Zeit, in der viele Menschen das Gefühl von Isolation oder gesellschaftlicher Spaltung erleben, gewinnt der Karneval als gemeinschaftliches Ereignis an Bedeutung", so Witschel. "Gemeinsam zu feiern, zu singen und zu tanzen, fördert das Wir-Gefühl und schafft verbindende Momente, die im hektischen Alltag oft zu kurz kommen."
Ostdeutscher Karneval als immaterielles Kulturerbe?
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Bereits vor ein paar Tagen hatte der Karneval in Ostdeutschland besondere Aufmerksamkeit bekommen. Denn die ostdeutschen Karnevalsverbände wollen ihre jahrhundertealte Tradition als immaterielles Kulturerbe anerkennen lassen und stellten dafür einen Antrag.
"Motivation der Landesverbände und deren Mitgliedsvereine ist die Anerkenntnis, dass die traditionellen Feiern, die Musik, die Kostüme und die spezifischen Rituale einen unschätzbaren Beitrag zur kulturellen Vielfalt und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten", sagte Witschel. "In Berlin und Brandenburg werden diese Traditionen zwar etwas weniger prunkvoll gefeiert als im Rheinland oder in Süddeutschland, dennoch gibt es auch hier eine lebendige Karnevalskultur." Sie sei mehr als ausgelassenes Feiern. Regionale Besonderheiten, Integration, Nachhaltigkeit werden mit Tradition und Moderne verbunden und schaffen laut Witschel ein einzigartiges Erlebnis.