Der Leiter des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg, der israelische Dirigent Omer Meir Wellber, hat die Ausladung seines israelischen Kollegen Lahav Shani von einem belgischen Musikfestival kritisiert. "Ich denke, Freiheit und Unabhängigkeit sind die ersten Dinge, die wir Künstler und Kulturinstitutionen schützen sollten", sagte Wellber in einem Statement.
Künstler auszuladen aufgrund ihrer Nationalität verwandele einen kulturellen Boykott in eine Waffe, die die Kunst in ihrem Herzen trifft und an ihren humanistischen Grundlagen rüttelt. "Ich kenne Lahav seit langer Zeit, ich liebe und bewundere seine Arbeit und wünsche ihm und den Münchner Philharmonikern alles Gute für ihre zukünftige Zusammenarbeit."
Laut Staatsoper Hamburg ist Lahav Shani ein international hochgeschätzter Dirigent, der sich in seiner Arbeit stets für Verständigung, Humanität und musikalischen Austausch eingesetzt hat – über politische Konfliktlinien hinweg. Die Ausladung eines jüdischen Künstlers allein aufgrund seiner Verbindung zum Israel Philharmonic Orchestra verletze die Grundwerte europäischer Kulturwerte.
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) sagte, die Ausladung sei ein nicht hinzunehmender Angriff auf die Freiheit der Kunst. "Wir werden in Hamburg auch künftig alles dafür tun, dass die Kultur ihre ganze Kraft entfalten kann und der dringend notwendige kulturelle Austausch weiter ausgebaut werden kann. Ich freue mich, dass Lahav Shani in dieser Saison sowohl mit dem Israel Philharmonic Orchestra als auch mit den Münchner Philharmonikern in der Elbphilharmonie zu Gast sein wird."
Das Festival im belgischen Gent hatte die Münchner Philharmoniker mit ihrem designierten Chefdirigenten kurz vor dem für den 18. September geplanten Konzert ausgeladen. Begründet wurde dies damit, dass der in Tel Aviv geborene Shani auch Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra ist. Er habe sich nicht ausreichend von dem "genozidalen Regime in Tel Aviv" distanziert.