Mehrfach soll ein 39-Jähriger auf einen damals 43-Jährigen eingestochen und dessen Haus angezündet haben - weil dieser wohl keinen neuen Alkohol kaufen wollte. Knapp ein halbes Jahr nach der mutmaßlichen Gewalttat in Mohrkirch (Kreis Schleswig-Flensburg) hat am Landgericht Flensburg der Prozess gegen den 39-Jährigen begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann insbesondere versuchten Mord und besonders schwere Brandstiftung vor. Der Angeklagte sitzt seit dem 26. Mai in Untersuchungshaft. Zu Prozessbeginn äußerte er sich weder zur Tat noch zu seiner Person.
Laut Staatsanwalt soll der Angeklagte am 24. Mai gegen 15.00 Uhr in bereits alkoholisiertem Zustand bei dem heute 44-Jährigen in Mohrkirch erschienen sein und dort weiter Whisky getrunken haben. Laut einer Blutprobe, die nach der Tat genommen wurde, hatte er einen Alkoholwert von 3,5 Promille, wie der Staatsanwalt sagte.
Nachdem das spätere Opfer der mehrfachen Aufforderung des deutschen Staatsbürgers, weiteren Alkohol zu kaufen, nicht nachgekommen sei, soll der Angeklagte wütend geworden sein und mit einem Messer mit einer Klingenlänge von 15 Zentimetern fünf- bis sechsmal auf den Mann eingestochen haben. Er erlitt hierbei laut Anklage Stichverletzungen an Kopf, Hals und Oberarm sowie Abwehrverletzungen an den Händen.
Opfer: hatte Panik und Todesangst
Der heute 44-Jährige sagte als Zeuge am ersten Prozesstag, er habe Panik und Todesangst gehabt. Der Mann tritt in dem Verfahren als Nebenkläger auf. "Wir haben uns eigentlich gut verstanden", sagte er. Sie hätten sich seit mehr als 20 Jahren gekannt und seien auch befreundet gewesen. An dem Tag sei der Angeklagte spontan vorbeigekommen. Er selbst sei zwischendurch mehrere Stunden unterwegs gewesen, um Zeitungen auszutragen, sagte der 44-Jährige. Als er wieder zurückgekommen sei, habe der Angeklagte ihn mehrfach angesprochen, dass sie neuen Alkohol kaufen sollten. Dies habe er nicht gewollt und zum Teil auch sehr deutlich gesagt.
Er habe sich im Schlafzimmer befunden, sagte der Zeuge. "Auf einmal kam er mit einem Messer zurück und stürmte sofort auf mich los und rief: "ich bring dich um"". Er habe Stiche in die Schulter bekommen und realisiert, "dass es bitterer Ernst ist". Irgendwann habe er es geschafft, sich loszureißen und ins abschließbare Badezimmer zu flüchten. Mit seiner Smartwatch habe er den Notruf kontaktiert. "Und dann war da auf einmal dieses Feuer", sagte der Zeuge. Er sei in Panik gewesen, auch weil er nicht wusste, wie schwer er verletzt sei. Durch ein kleines Fenster habe er sich retten können.
Staatsanwalt: Angeklagter nutzte Brandbeschleuniger
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Weil es ihm nicht gelang, ins Badezimmer einzudringen, soll der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft im Haus Benzin oder einen anderen Brandbeschleuniger vergossen und angezündet haben. Den Tod des Opfers durch das Feuer oder Rauch soll der Mann billigend in Kauf genommen haben.
Das Haus brannte nieder. Es entstand ein Sachschaden von rund 250.000 Euro. Für den Prozess sind neun weitere Verhandlungstage bis zum 18. Dezember angesetzt.