Gesellschaft Wege aus der Einsamkeit - auch in der Weihnachtszeit

Liebevolle Post gegen die Einsamkeit: Handgeschriebene Briefe und Karten sollen in der Weihnachtszeit alten und kranken Menschen
Liebevolle Post gegen die Einsamkeit: Handgeschriebene Briefe und Karten sollen in der Weihnachtszeit alten und kranken Menschen eine Freude machen. (Archivbild) Foto
© Philipp Schulze/dpa
In Hessen muss sich in der Weihnachtszeit niemand einsam fühlen. Zahlreiche Initiativen mit kreativen Ideen helfen dabei, auch während der Feiertage und zwischen den Jahren Gesellschaft zu finden.

Advent und Weihnachten verbringen viele mit der Familie - doch was ist, wenn man alleine lebt, krank oder nicht mobil ist, Partner gestorben und Freundschaften eingeschlafen sind? Gerade in dieser Zeit kann Betroffenen Einsamkeit besonders bewusst werden. Wer Unterstützung und Kontakte sucht, findet in Hessen zahlreiche Ideen und Aktionen unterschiedlicher Einrichtungen und Organisationen. Auch abseits von Vereinen ermöglichen sie es, dass sich Menschen mit anderen vernetzen, gemeinsame Hobbys pflegen und sich sozial engagieren.

Briefe, die Freude schenken

Dazu gehört etwa die Aktion Weihnachtspost gegen Einsamkeit der Solidarburg Nachbarschaftshilfe Marburg. Auf Facebook wirbt der Verein derzeit dafür, Weihnachtsgrüße an Menschen zu schreiben, die in sozialen Einrichtungen in der Lahn-Stadt leben. Nach dem fleißigen Schreiben und Basteln in den vergangenen Wochen soll diese Post schon bald den Empfängerinnen und Empfängern in der dunklen Jahreszeit ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.

Auch in Wiesbaden und im Rheingau-Taunus-Kreis können sich alte und kranke Menschen zu Weihnachten über Karten, Briefe, Basteleien, selbst gemalte Bilder und kleine Rätsel von kreativen Schreiberinnen und Schreibern freuen. Die Aktion des regionalen Caritasverbands "Briefe gegen Einsamkeit" trifft auch außerhalb der Vorweihnachtszeit auf große Resonanz, wie es auf der Homepage heißt. Mitmachen können Interessierte egal welches Alters. Gerade Menschen, die wenig oder keinen Besuch bekommen, bedeuteten die Briefe viel, heißt es auf der Homepage des Verbands. 

Soziale Netzwerke und Apps bringen Menschen zusammen

Sich in der Vorweihnachtszeit zu einem Kaffeekränzchen bei Kerzenschein treffen, gemeinsam kleine Geschenke gestalten, einen Weihnachtsmarkt oder ein weihnachtliches Essen in Gesellschaft genießen - dazu kann man sich auch online verabreden. Soziale Netzwerke und Apps ermöglichen, Kontakte zu anderen Nutzern zu knüpfen und ganz nach individuellen Interessen gemeinsame Unternehmungen zu vereinbaren. 

Das eröffnet Möglichkeiten, neue Freundschaften aufzubauen und zusammen in die Zukunft zu blicken: Über soziale Netzwerke und Apps planen die Nutzer auch gemeinsame Reisen, tauschen sich über Wohnformen fürs Alter aus oder schließen sich als Gemeinschaft zusammen, um sich gegenseitig bei Umzügen, kleinen handwerklichen Arbeiten im Haushalt, bei Hundebetreuung oder anderen Alltagserledigungen zu unterstützen. Auch hier gibt es Angebote für alle Altersgruppen - von Jugendlichen bis zu Seniorinnen und Senioren.

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"Babbel-Nett-Stammtisch" in Frankfurt plant gemeinsames Singen

In Frankfurt wollen die Initiatoren des "Babbel-Nett-Stammtischs" Menschen aus der Einsamkeit holen. Sie laden regelmäßig zu moderierten Treffen - im gesamten Jahr und auch in der Adventszeit. "Wir sorgen dafür, dass die Menschen wieder ins Gespräch kommen, weil das ist eines der größten Probleme der Einsamkeit, dass man einfach gar nicht mehr gewöhnt ist, sich auszutauschen", sagt Beate Zwermann von der Bürgerinitiative "Gemeinsam gegen Einsamkeit". Die Treffen seien kostenfrei und jeder sei willkommen. 

An Heiligabend gehen die Teilnehmer des Stammtischs zum Großen Stadtgeläute auf den Paulsplatz, sagt Zwermann. Danach wolle man gemeinsam Weihnachtslieder singen. Die Initiative wurde 2021, noch während der Corona-Pandemie, in Frankfurt gegründet. Der erste Stammtisch ging 2022 an den Start. Inzwischen werden drei pro Woche veranstaltet, zudem gebe es weitere Aktionen wie gemeinsames Tanzen oder Wanderungen. 

Geschichten und Plakate gegen Einsamkeit 

Die Einsamkeit junger Menschen steht im Zentrum des Projektes "46von100" in Kassel, das unabhängig von Weihnachten einen Schritt heraus aus der Einsamkeit bieten will. "46 Prozent der 16- bis 30-Jährigen gaben in einer Studie der Bertelsmann-Stiftung im Jahr 2024 an, von Einsamkeit betroffen zu sein", erklärt Daniel Krooß vom Kulturzentrum Schlachthof. Vor diesem Hintergrund sei die Idee zu dem Projekt entstanden. 

Kern der gemeinsamen Aktion des Kulturzentrums und der Katholischen Hochschulgemeinde sei eine Plakatwand auf dem Campus der Universität Kassel mit dazugehörigen Veranstaltungen, die sich dem Thema Einsamkeit widmen, erklärt sein Kollege Gerrit Retterath. Auf der Projekt-Webseite können Texte rund um das Thema Einsamkeit hochgeladen werden. Einige dieser Beiträge werden als Plakate gestaltet und auf der Plakatwand in einer ständig wechselnden Ausstellung präsentiert. "Wir möchten damit die Erfahrungen junger Menschen mit Einsamkeit sichtbar machen und das Thema enttabuisieren", sagt Retterath.

Hilfen für ältere Menschen - ob im Pflegeheim oder außerhalb 

Vor allem der Einsamkeit im Alter will ein Verbund christlicher Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen gegensteuern. In der Vorweihnachtszeit etwa ermöglichten verschiedene Adventsmärkte in den Häusern der Agaplesion Markus Diakonie Begegnungen zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Nachbarn aus der Gegend. Auch eine Weihnachtswunschbaumaktion soll die Menschen zusammenbringen: Dabei platzieren Bewohner kleine Wünsche wie Süßigkeiten oder Kosmetika, die ihnen dann von Mitarbeitern und Menschen aus der Nachbarschaft erfüllt werden können, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte. 

Generell setze sich das Unternehmen für eine Öffnung der Einrichtungen in das jeweilige Quartier und für den Erhalt der Selbstständigkeit von Seniorinnen und Senioren ein. Auch außerhalb der Weihnachtszeit sollen Veranstaltungen wie Spielecafés sowie ein Sektfrühstück am ersten Sonntag des Monats mit Nachbarn und Interessierten helfen, Einsamkeit vorzubeugen.

dpa

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