Wirtschaftsstandort MV startet Werbekampagne für Industrie-Ansiedlungen

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Mecklenburg-Vorpommern will seine bislang schwach ausgeprägte industrielle Basis steigern und startet dafür eine Werbekampagne für Neuinvestitionen. (Illustration) Foto
© Jens Büttner/dpa
In keinem anderen Bundesland ist die Industrie so schwach ausgeprägt wie in Mecklenburg-Vorpommern. Die Landesregierung sieht daher weiteren Handlungsbedarf. Ob es nützt?

Nach vergeblichen Versuchen, internationale Großinvestoren nach Mecklenburg-Vorpommern zu locken, startet das Land nun eine umfassende Werbekampagne für Firmenansiedlungen. Unter der Überschrift "Wachstum liegt in unserer Natur" soll der Nordosten national und international als moderner Wirtschaftsstandort präsentiert werden. "Mit der neuen Kampagne zeigen wir: MV ist ein Industrieland mit Zukunft", erklärte Wirtschaftsminister Wolfgang Blank (parteilos) anlässlich des Kampagnenstarts in Schwerin. 

Nach seinen Angaben bietet kaum eine andere Region so viele verfügbare Industrieflächen, die sofort genutzt werden können. Wenn Firmenerweiterungen oder ein Neustart aus Platzgründen anderswo scheitere, biete Mecklenburg-Vorpommern die Alternative und mit seinen Ostsee-Häfen Zugang zu allen wichtigen Märkten. 

Ökostrom im Überfluss 

Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Schulte ( SPD) nannte den Ausbau der erneuerbaren Energien als weiteren Standortvorteil. "Für immer mehr Unternehmen wird es wichtig CO2-neutral zu produzieren. Und wir in MV haben viel Strom aus Sonne und Wind", sagte Schulte. 

Er erneuerte die Forderung des Landes an den Bund, die Rahmenbedingungen für den Einsatz von Ökostrom in unmittelbarer Nähe zu Wind- oder Solarparks spürbar zu verbessern. Als Beispiel nannte er die Einführung unterschiedlicher Strompreiszonen. Damit würden sich die Chancen für die Ansiedlung energieintensiver Firmen im Norden drastisch erhöhen. Widerstände dagegen kommen vor allem aus dem industriestarken Süden Deutschlands.

Werbebotschaften über Social Media 

Nach Angaben Schultes finanziert das Land die Kampagne mit etwa 450.000 Euro. Die Werbung soll digital auf Social-Media-Kanälen ausgespielt werden, unternehmensorientiert und zum Teil auch begleitend zu Messen oder Branchenkonferenzen. Das Land verspricht sich von der Gewinnung neuer Investoren im In- und Ausland Impulse für die heimische Wirtschaft und zusätzliche, gut bezahlte Arbeitsplätze. "Es geht darum, dass wir mit all unseren Vorzügen sichtbarer werden", betonte Schulte.

Industriepolitisches Konzept zündet bisher nicht

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Die Landesregierung hatte mit Wirtschaftskammern und Verbänden das industriepolitische Konzept "Industrieland Mecklenburg-Vorpommern 2030", entwickelt, das bislang aber nur wenig Wirkung entfaltete. Die millionenschwere Werkserweiterung durch den Schweizer Medizintechnik-Konzern Ypsomed am Standort Schwerin gilt als Vorzeigeprojekt. 

Insgesamt aber erlebt die Industrie in Mecklenburg-Vorpommern seit fünf Jahren einen schleichenden Verlust an Firmen und Arbeitsplätzen. Von Juni 2020 bis Juni 2025 nahm nach Daten des Statistischen Landesamtes die Zahl der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes mit mindestens 50 Beschäftigten von 325 auf 282 ab. Die Zahl der Arbeitsplätze sank von 52.877 auf 48.942. Das ist ein Rückgang um 7,5 Prozent. 

Von der nun gestarteten, auf zunächst zwei Jahre angelegten und von der Landeswirtschaftsfördergesellschaft Invest in MV gesteuerten Kampagne erhofft sich die Landesregierung eine Trendumkehr. Bestehende Wertschöpfungsketten insbesondere auch in Schwerpunktbranchen wie der maritimen Industrie oder den erneuerbaren Energien sollen gestärkt werden.

dpa