Studien über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche haben Erschütterndes ans Licht gebracht. Verbrechen wurden jahrzehntelang verschwiegen und vertuscht. Viele Menschen reagieren mit ihrem Kirchenaustritt. Aber es gibt auch Aufarbeitung, oft gemeinsam mit Betroffenen. Dabei fließt auch Geld, die Bistümer sprechen von "Leistungen in Anerkennung des Leids", nicht von Entschädigung. Es könne keine Entschädigung geben für das große Leid, das Menschen zugefügt worden sei, heißt es. Ein Überblick.
Bistum Mainz
Im Bistum Mainz gingen seit 2011 einem Sprecher zufolge 159 Anträge ein, die an die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) weitergeleitet wurden. Bis Anfang September seien 2.818.500 Euro gezahlt worden. Für Therapien habe man zudem 314.105 Euro aufgewendet.
2019 wurde im Bistum eine unabhängige Aufarbeitungskommission eingerichtet. Nachdem die Idee eines gemeinsamen Betroffenenbeirats mit den Nachbarbistümern Fulda und Limburg gescheitert war, schrieb 2023 die Aufarbeitungskommission eine neue Bewerbung für das Gremium auf Ebene des Bistums Mainz aus. Im März 2024 nahmen sechs Mitglieder die Arbeit auf.
Prävention und Aufarbeitung gehen weiter: Im Juni 2024 fand in Mainz erstmals ein bistumsweiter Fachtag mit mehr als 200 Haupt- und Ehrenamtlichen statt - unter der Überschrift "Gegen sexualisierte Gewalt. Von der Konzeption ins Leben. Perspektiven auf Prävention, Intervention und Aufarbeitung". Und im Altarraum der Gemeinde St. Stephan in Mainz-Gonsenheim wurde im März 2024 nach Missbrauchsvorwürfen die Platte vom Grab eines Priesters entfernt - um alle äußeren Zeichen der damaligen klerikalen Erhöhung zu entfernen.
Bistum Speyer
Bisher wurden den Betroffenen sexuellen Missbrauchs im Bistum Speyer 3,9 Millionen Euro gezahlt, wie eine Sprecherin mitteilte. Materielle Leistungen in Anerkennung des Leids hätten 95 Menschen erhalten. "Für das Bistum Speyer sind die Leistungen nur ein Schritt in der Aufarbeitung. Mindestens genauso wichtig ist die Begleitung der Betroffenen, hinzuhören darauf, was sie brauchen – das kann zum Beispiel auch die Übernahme von Therapiekosten sein."
Der Sprecherin zufolge haben zahlreiche Betroffene bisher beschiedenen Anträgen widersprochen oder Anträge auf Neubefassung gestellt. "Nach dem Zeitpunkt der Antragstellung haben wir nur noch begrenzte Möglichkeiten, auf den Prozess einzuwirken, da die Anträge zentral bei der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen in Bonn bearbeitet werden."

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Einen Schlussstrich unter das Thema Missbrauch könne und dürfe es nicht geben, betonte das Bistum Speyer. Man sei bei Prävention, Intervention und Aufarbeitung schon viele Schritte gegangen. "Trotzdem liegt noch ein langer Weg vor uns, ein Lernprozess, den wir mit den Betroffenen gehen wollen." Das Bistum wolle und werde sich "mit aller Kraft und Entschiedenheit" weiterhin für einen umfassenden Kulturwandel in der katholischen Kirche einsetzen.
Bistum Trier
Das Bistum Trier hat im Jahr 2024 Leistungen von 1.071.500 Euro für 40 Anträge ausgezahlt sowie Therapiekosten in Höhe von 38.737,19 Euro erstattet. "Insgesamt haben 196 Betroffene Leistungen in Anerkennung des Leids erhalten", hieß es in einem Bericht des Bistums. Somit seien seit 2010 aus dem Bischöflichen Stuhl 3.698.500 Euro als Leistungen in Anerkennung des Leids gezahlt und Therapiekosten von 182.037,33 Euro erstattet worden.
"Außerdem wurden 2024 im Nachgang zum Aufarbeitungsprojekt "Albertinum Gerolstein" 29.000 Euro an Betroffene ausgezahlt", hieß es. Einem Bericht eines kirchenunabhängigen Projekts zufolge waren Schüler des ehemaligen bischöflichen Internats Albertinum in der Eifel misshandelt worden.
Bistum Limburg
Beim Bistum Limburg gingen den Angaben zufolge bis Anfang September von 69 Menschen Anträge ein. Bei sieben Anträgen oder Widersprüchen stehe derzeit eine Entscheidung der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen aus. Die bisherigen Anerkennungsleistungen des Bistums Limburg belaufen sich einem Sprecher zufolge auf etwa 2,5 Millionen Euro. Ferner seien zusätzlich Therapie- oder Sachkosten übernommen worden.
"Die Zahlung der Anerkennungsleistungen und kein Geld der Welt können aus Sicht des Bistums Limburg die erlebte sexuelle Gewalt und das erlittene Leid ungeschehen machen", betonte der Sprecher. "Wir gehen jedoch davon aus, dass die Zahlungen für die Betroffenen hilfreich sind und deutlich machen, dass ihr Leid gesehen und vom Bistum anerkannt wird."
Auch im Bistum Limburg laufen Aufarbeitung und Prävention. Seit Januar 2022 gibt es eine unabhängige Aufarbeitungskommission. Und im September 2023 gründete sich etwa die "Fachstelle gegen Gewalt" zur Weiterentwicklung der Bereiche Prävention und Intervention sowie zur Entwicklung des Bereichs Aufarbeitung. "Wir stellen uns den Herausforderungen entschieden", sagte der Sprecher, "wir sind wichtige Schritte gegangen und weiter auf dem Weg."