Zugverkehr Mainzer Weichen für bessere Bahn-Zukunft

Auf dem nördlichen Gleisvorfeld des Mainzer Hauptbahnhofs wurde viel gearbeitet in den vergangenen Wochen. Foto: Hannes P. Alber
Auf dem nördlichen Gleisvorfeld des Mainzer Hauptbahnhofs wurde viel gearbeitet in den vergangenen Wochen. Foto
© Hannes P. Albert/dpa
Die erste Phase der Sanierungen rund um den Hauptbahnhof nähert sich dem Ende. Warum das alles gemacht wird, welche Auswirkungen das hat und was alles noch kommt.

Es ist ein kleiner Schritt hin zu mehr Zuverlässigkeit im Bahnverkehr im Rhein-Main-Gebiet und weit darüber hinaus: Zum Abschluss der ersten Phase der umfassenden Sanierung des Bahnknotens Mainz sind im Gleisvorfeld des dortigen Hauptbahnhofs fünf Weichen erneuert worden.

Was wenig klingt, ist wichtig für die Steuerung des Zugverkehrs an dem Nadelöhr mit Folgen für Strecken Richtung Frankfurt, Wiesbaden sowie in Richtung Mittelrhein oder Rheinhessen. Die vom Austausch der Weichen betroffenen Gleise können am kommenden Montag (22. Dezember) wieder freigegeben werden. Von Dienstag an ruhen die Arbeiten an dem Bahnknoten über Weihnachten bis zum 2. Januar, bevor es weitergeht - mit der Erneuerung von Infrastruktur und mit Einschränkungen für Bahnreisende und Pendler.

Blick Richtung Frankfurt und Rheintal

Die Arbeiten am Knoten Mainz sind im Zusammenhang mit anderen Infrastruktur-Projekten der Bahn zu sehen, wie Gerd-Dietrich Bolte erklärte. Er verantwortet seit Jahren Groß- und Infrastrukturprojekte in der Region Mitte und wird künftig Vorstand Infrastrukturplanung und -projekte der DB InfraGO. Bei der Planung solcher Vorhaben werde immer das gesamte Rhein-Main-Gebiet mit seinen engen Verkehrsbeziehungen im Blick gehalten.

"Uns fehlen Gleise und uns fehlen Kapazitäten", sagte Bolte. Deswegen tue sich auch im Umfeld eine Menge, zwischen Frankfurt-Niederrad und dem Frankfurter Stadion würden mehr Gleise geschaffen, mit der Regionaltangente West werde die Schieneninfrastruktur erweitert.

Die Arbeiten in Mainz sind nach Bahn-Angaben wichtig für ein weiteres Großprojekt: die im zweiten Halbjahr 2026 anstehende Generalsanierung der rechtsrheinischen Strecke zwischen Wiesbaden und dem nordrhein-westfälischen Troisdorf. Während der wird viel Zugverkehr auf die linke Rheinseite umgeleitet werden müssen, also auch über Mainz. Im ersten Halbjahr 2028 folgt dann die Generalsanierung der linksrheinischen Strecke.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Mehr Weichen für mehr Flexibilität

Ziel ist auf den Strecken zu beiden Seiten des Rheins, der für den Güterverkehr immens wichtigen rechten und der für den Personen-Fernverkehr sehr wichtigen linken, neben moderner Verkehrstechnik auch mehr Resilienz. Unter anderem mit dem Einbau von mehr Weichen soll der Verkehr in Zukunft flexibler gesteuert werden können. Weichen schaffen für den Fall von liegengebliebenen Zügen mehr Ausweichmöglichkeiten für den folgenden Verkehr. Das ganze System werde so robuster, sagte Bolte.

Die rheinland-pfälzische Mobilitätsministerin Katrin Eder nannte die Arbeiten rund um den Mainzer Hauptbahnhof überfällig. Die Grünen-Politikerin erinnerte an das regelrechte Chaos im Jahr 2013, als der Bahnhof zeitweise gar nicht mehr angefahren werden konnte wegen diverser Probleme.

Weil die Sanierung des Knotens Mainz außerdem einhergeht mit Gleisbauarbeiten auf der Strecke bis Rüsselsheim und mit Arbeiten für die Digitalisierung des Stellwerks in Flörsheim, sind spürbare Einschränkungen des Zugverkehrs in Rhein-Main und darüber hinaus unvermeidbar.

Im Januar sagen sich zahlreiche Einschränkungen voraus

Bereits informiert hat die Deutsche Bahn darüber, auf was sich Fahrgäste im Januar einstellen müssen. Es wird etwa vom 16. bis 30. Januar einen Schienenersatzverkehr zwischen Kelsterbach und dem Hauptbahnhof Wiesbaden geben, S-Bahnen der Linien 8 und 9 verkehren in der Zeit nicht. Geplant sind direkte Regionalzüge zwischen Mainz und Frankfurt via Frankfurt-Höchst. 

Zwischen Mainz und Wiesbaden soll ein stündlicher S-Bahn-Pendelverkehr eingerichtet werden. Fahrgäste von Mainz zum Frankfurter Flughafen können Direktbusse nutzen. Eine Regio-Linie zwischen Wiesbaden und Darmstadt wird im Januar zeitweise nicht den Mainzer Hauptbahnhof anfahren.

Hinzu kommen Einschränkungen auf der Strecke zwischen Mainz und Ingelheim zwischen dem 3. und 30. Januar bis hin zu Sperrungen nachts und an Wochenenden. Außerdem sind die Linien RB2 und 26 zwischen Gau-Algesheim beziehungsweise Ingelheim und Mainz-Hauptbahnhof unterbrochen, die RE15 entfällt zwischen dem Mainzer Hauptbahnhof und Bad Kreuznach.

Wie es in den darauffolgenden Monaten weitergeht, will die Bahn, die rund um Mainz mehrere hundert Millionen Euro investiert, zu einem späteren Zeitpunkt mitteilen, wie Bolte ankündigte. Ministerin Eder lobte, dass die Kommunikation der Bahn deutlich besser geworden sei, nachdem es im vergangenen Frühjahr eine regelrechte Auseinandersetzung zwischen Land und Bahn gegeben habe.

Minister spricht von besserer Kommunikation der Bahn

Damals hatte die Bahn erst wenige Tage vorher massive Einschränkungen im Verkehr zwischen Mainz, Frankfurt und Wiesbaden angekündigt, ausgerechnet vor zwei Großveranstaltungen: dem Gutenberg Halbmarathon in Mainz und dem Fußball-Bundesliga-Derby zwischen Mainz 05 und Eintracht Frankfurt.

"Seitdem ist tatsächlich viel passiert", sagte Eder mit Blick auf zeitigere Informationen und bessere Absprachen. Letztlich brauche es die Sanierungen an der Infrastruktur, sie brächten auf Sicht deutliche Verbesserungen, bis dahin müsse ein Stück weit gelten: "Augen zu und durch."

Damit die Arbeiten rund um den Mainzer Hauptbahnhof in die Weihnachtspause gehen können, müssen jetzt noch letzte Handgriffe erledigt werden. Die Weichen werden noch eingeschottert, wie der technische Projektleiter Rahil Dawn erklärte. Dabei sorgt eine Maschine dafür, dass genügend Schotter stark verdichtet um die Schwellen kommt, damit im Moment noch wellige Trassenabschnitte eben werden und Züge gefahrlose darüber rollen können.

Neue Weichen mit Betonschwellen

Die neuen Weichen seien belastungsfähiger und damit langlebiger, erklärte Dawn. Ausgebaut worden seien mehrere Jahrzehnte alte Holzweichen, nun seien es Betonweichen, die Schienen hätten eine höhere Stahlgüte. Rund 200.000 Euro kostet allein eine der bis zu 50 Meter langen Weichen nur vom Material her, wie Dawn erklärt.

Zusammengesetzt wurden die Weichen innerhalb der vergangenen Wochen auf einem Abstellgleis, ein Bahnkran bugsierte sie vorsichtig unter dem dichten Netz an Oberleitungen hindurch an Ort und Stelle. Das gibt ein Gefühl, wie komplex solche Arbeiten bei laufendem Bahnverkehr sind. Aber der Mainzer Hauptbahnhof lasse sich nun mal nicht komplett stilllegen, sagte Bolte.

dpa