Mit Schweigeminuten und Glockenläuten hat Halle an den rechtsextremen Anschlag vom 9. Oktober 2019 erinnert. Um 12.03 Uhr - dem Zeitpunkt, an dem vor sechs Jahren die ersten Schüsse an der Synagoge fielen - läuteten in der Stadt die Kirchenglocken. "Heute ist wichtig, an Jana und Kevin zu erinnern", sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Halle, Max Privorozki. Er erinnerte in seiner Rede an die bleibende Zäsur, die der Anschlag für die Stadt und viele Menschen bedeutet habe.
Vor sechs Jahren hatte ein schwer bewaffneter Rechtsextremist versucht, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur in die Synagoge einzudringen. Er tötete die 40-jährige Jana L. und den 20-jährigen Kevin S., verletzte weitere Menschen und wurde später festgenommen.
Breite Anteilnahme - ein stilles, gemeinsames Erinnern
Vertreterinnen und Vertreter der Stadt, der Jüdischen Gemeinde und der Kirchen hatten zuvor zu einem stillen Gedenken an der Synagoge in der Humboldtstraße eingeladen. An dem Gedenken nahm auch die Grünen-Politikerin Ricarda Lang teil, ebenso wie zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kirche und Zivilgesellschaft. Bürgermeister Egbert Geier (SPD) legte einen Kranz vor der Synagoge nieder.
Auch der Landtag von Sachsen-Anhalt gedachte der Opfer des Anschlags mit einer Schweigeminute. Vizepräsidentin Anne-Marie Keding (CDU) sagte in Magdeburg, man wolle an die schrecklichen Taten erinnern. Alle seien dazu aufgerufen, sich Antisemitismus und Gewalt entschieden entgegenzustellen.
Antisemitismus bleibt alltäglich
Sechs Jahre nach dem Anschlag bleibt die Sorge vor Antisemitismus groß. Laut der Meldestelle der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) Sachsen-Anhalt wurden im Zeitraum vom 1. Januar bis 31. Juli 2025 insgesamt 127 antisemitische Vorfälle im Land gemeldet - rechnerisch einer alle zwei Tage. Damit liegt die Zahl auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr.