Ein Kamm und ein Reliquienkasten von Heinrich I. (876-936) können in Quedlinburg besser bestaunt werden als bisher: Mit der Interimsausstellung "Schatz im Raum" ist in den kommenden Monaten ein außergewöhnlicher Blick auf Teile des Quedlinburger Domschatzes möglich. Insgesamt fünf ausgewählte Exponate aus dem rund 60 Objekte umfassenden Schatz stehen im Mittelpunkt, wie es hieß. Erstmals sind sie in Vitrinen zu sehen – ein Blick, der in den Schatzkammerräumen bislang nicht möglich war.
Die Ausstellung in der Stiftskirche St. Servatii dauert bis zum 3. März 2026. Sie wurde organisiert, weil derzeit die historischen Schatzkammern im Inneren der Stiftskirche saniert werden.
Weit mehr als Interimslösung
Der Quedlinburger Domschatz gehöre nicht nur zu den bedeutendsten mittelalterlichen Kirchenschätzen Europas, er sei auch an seinem authentischen Ort zu sehen, erklärte Kulturstaatssekretär Sebastian Putz. Er würdigte die Präsentation im Hochchor der Kirche als "weit mehr als eine Interimslösung". Sie sei ein gelungenes Beispiel dafür, wie Kulturerbe bewahrt, sichtbar gehalten und zugleich qualitätvoll vermittelt werden könne.
Ausgewählte Stücke
Die Ausstellung präsentiert unter anderem den sogenannten Kana-Krug, ein antikes Alabastergefäß aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Auch zu sehen: der mit Elfenbeinschnitzereien und Goldschmiedearbeiten verzierte Reliquienkasten von Heinrich I., ein Straußenei-Reliquiar aus dem 14. Jahrhundert, eine kostbare Handschrift aus dem Jahr 1513 im prächtigen Einband sowie der berühmte Kamm Heinrichs I. aus dem 7./8. Jahrhundert.
Die Exponate repräsentieren den herausragenden Kirchenschatz, der aufs engste mit dem 936 gegründeten ottonischen Frauenstift verbunden ist, das als Erinnerungsort an König Heinrich I. und seine Nachkommen eine zentrale Rolle spielte.
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Neueste Forschungsergebnisse zur Raumgestaltung
Neben den Kunstwerken selbst rückt die Ausstellung auch Erkenntnisse zur frühmittelalterlichen Raumgestaltung in den Fokus. Wie Forschungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie belegen, war die Stiftskirche, die heute vergleichsweise schlicht wirkt, im 12. und frühen 13. Jahrhundert farbenprächtig ausgestattet. Analysen und Aufnahmen zeigten, dass Wandmalereien, Stuckreliefs und Friese einst mit "Goldauflagen, Azuritblau, Ocker- und Grüntönen reich bemalt waren", sagte Landeskonservatorin Elisabeth Rüber-Schütte.
Besucher können Restaurierung der Stuckfragmente miterleben
Während der Ausstellungszeit werden Stuckfragmente aus dem 12. Jahrhundert restauriert. Besucherinnen und Besucher können den Fortschritt direkt miterleben. Die beiden Schatzkammern im Inneren der Stiftskirche werden im Rahmen des Förderprojekts "Entwicklung und Neuausrichtung des Stiftsbergs Quedlinburg" saniert. Die Evangelische Kirchengemeinde Quedlinburg und das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (Halle) entwickelten gemeinsam die Ersatzschau.