Der Thüringer Bauernverband befürchtet einen massiven Rückgang von Biogasanlagen im Freistaat. Grund sei, dass in den kommenden drei Jahren bei etwa der Hälfte der derzeit 250 Anlagen die auf 20 Jahre befristete staatliche Förderung auslaufe, sagte der Vizepräsident des Bauernverbandes, Toralf Müller, im Vorfeld einer Fachtagung in Apfelstädt (Kreis Gotha).
Die Vorgaben für eine Anschlussfinanzierung nach dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) mache für viele Betreiber den weiteren Betrieb solcher Anlagen unwirtschaftlich. Laut Müller wird demnach künftig nur noch die Biogas-Einspeisung von maximal 3.000 Stunden im Jahr vergütet - und das meistens nachts, wenn Sonne und Wind keinen Strom liefern.
Hoher Investitionsdruck
"Damit würden die Betreiber nur noch etwa ein Drittel ihrer derzeitigen Erlöse bekommen", kritisierte Müller. Sie müssten daher die bestehenden Anlagen nachrüsten und erweitern, um die Leistung in diesem vorgegebenen Einspeisungszeitraum zu erhöhen. Das erfordere enorme Investitionskosten. In den vergangenen drei Jahren seien bereits mehr als 20 Anlagen stillgelegt worden.
Der Bauernverband fordert deshalb Nachbesserungen bei den Konditionen. Die begrenzte Stundenanzahl für die Einspeisung von Biogas müsse flexibler gestaltet werden - zumindest für solche Anlagen, die noch ein Wärmenetz betreiben, verlangte Müller. Auch seien längere Übergangsfristen notwendig, da für technische Nachrüstungen als auch die veränderte Netzeinspeisung neue Genehmigungen erforderlich seien.
Gülle als Energie-Rohstoff
Biogasanlagen hätten einen wichtigen Anteil am Energiemix in Thüringen und leisteten zudem einen Beitrag zum Klimaschutz, betonte der Vizepräsident. So würden etwa 70 Prozent der von Schweinen und Rindern im Freistaat anfallenden Gülle in den Biogasanlagen verwertet.
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Biogas kann für den Eigenstrombedarf oder als Treibstoff für Fahrzeuge genutzt sowie als Energie ins Netz eingespeist werden. Laut dem Statistischen Landessamt stammten zwölf Prozent des in Thüringen eingespeisten Stroms im vergangenen Jahr aus Biogasanlagen. Bundesweit lag der Anteil bei 6,5 Prozent. Dem Bauernverband zufolge werden die Biogasanlagen in Thüringen zumeist von Landwirten betrieben.
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