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Biogas statt Putins Gas
STORY: Hunderte Windräder bis zum Horizont, dazu Solar auf jedem fünften Dach und immer wieder die Kuppeln der Biogasanlagen – im Rhein-Hunsrück-Kreis ist die Energiewende weithin sichtbar. Seit Jahren schon wird hier tief im Westen der Republik in Summe mehr Strom produziert als verbraucht. Einen großen Anteil daran hat Frank-Michael Uhle. Er ist der Klimaschutzmanager der Kreisverwaltung. Seit 24 Jahren schon beschäftigt er sich mit der lokalen Energiewende. Bei ihm laufen viele Fäden zusammen. FRANK-MICHAEL UHLE, KLIMASCHUTZMANAGER DER KREISVERWALTUNG RHEIN-HUNSRÜCK-KREIS: "Die Wärmewende ist wirklich die Königsdisziplin der Energiewende. Und ich bin da sehr stolz drauf: politische Gremien bei uns schon vor über zehn Jahren mitgegangen, dass wir ganze Schulzentren vom Erdgas abgekoppelt haben, mit Baum- und Strauchschnitt aus den Gärten der Bürger jetzt seit über zehn Jahren heizen. Aber wir brauchen den ganzen Mix. Wir haben hier natürlich viel Waldrestholz. Deswegen können Ortsgemeinden Nahwärmenetze für ihre Bürger bauen mit Waldrestholz. Wir können aus Biogasanlagen Wärme auskoppeln. Wir brauchen aber auch solarthermische Großfelder, wo keine Biogasanlage ist. Und wir brauchen auch Wärmepumpen, ganz klar. Und alles zusammen, das muss die Symphonie werden, um Öl und Gas zu ersetzen." Mittlerweile liefern die Erneuerbaren mehr als dreimal so viel Elektrizität wie für die 100.000 Einwohner nötig sind. „Deutschlands Energiekommune des Jahrzehnts“, so lautet eine der zahlreichen Auszeichnungen. Hier ist man Energie-Exporteur. Doch nicht nur bei der Stromwende will man eine Vorreiterrolle einnehmen. Der Landkreis hat schon längst die Weichen gestellt, um auch unabhängig von Öl und Gas zu werden und musste bei diesem Thema nicht erst durch Putins Angriffskrieg aufgeweckt werden. Doch wie geht es weiter? Dazu Volker Boch, Landrat im Rhein-Hunsrück-Kreis: LANDRAT VOLKER BOCH (PARTEILOS): "Im Rhein-Hunsrück-Kreis stehen wir an einem Punkt, der total spannend ist. Auf der einen Seite haben wir eine sehr große und umfangreiche, vielfältige Entwicklung hinter uns, die wir auch weiter gestalten. Aber wir stehen jetzt an mehreren Punkten auch an so einer Art, an einer Wegmarke, wo wir einerseits dringend darauf hoffen, dass Bund, vor allen Dingen der Bund als Gesetzgeber, Weichen dafür stellt, dass beispielsweise Förderprojekte laufen können. Ich denke jetzt mal an große Nahwärmenetze. Ich denke jetzt mal an das Thema Energiesparen, Energiespeicher, dass wir wirklich Förderanreize bekommen, die auch es sich, ja, interessant machen den nächsten Schritt zu gehen." Auch nach Meinung des Klimaschutzmanagers Uhle ist es zurzeit vor allem der fehlende politische Wille auf den übergeordneten Ebenen sowie die bürokratischen Hürden, die als Hindernisse auf dem Weg zu einer Wärmeversorgung ohne Gas und Öl stehen. So liege beispielsweise ein dringend benötigtes Förderungsinstrument für den weiteren Ausbau von Wärmenetzen schon seit Monaten bei der EU in Brüssel auf Eis.