Fachtag Mehr Aufklärung über Alkohol und Schwangerschaft gefordert

Finger weg vom Alkohol in der Schwangerschaft! (Symbolfoto) Foto: Silas Stein/dpa
Finger weg vom Alkohol in der Schwangerschaft! (Symbolfoto) Foto
© Silas Stein/dpa
Ein Gläschen schadet nicht? Was Alkohol in der Schwangerschaft anrichten kann, wird mitunter unterschätzt. Eine Konferenz in Jena beschäftigt sich mit den Gesundheitsrisiken für die Kinder.

Die Thüringer Landesstelle für Suchtfragen drängt auf mehr Angebote in Thüringen, um werdende Mütter besser über das Gesundheitsrisiko von Alkoholkonsum während der Schwangerschaft für Kinder aufzuklären. "Eltern von Kindern mit alkoholbedingten Schädigungen erzählen oft, dass sie nicht darüber aufgeklärt wurden", sagte Leiterin Sarah Kornmann anlässlich einer Fachkonferenz in Jena. Nach ihren Angaben kommen in Deutschland jährlich rund 10.000 Kinder mit Gesundheitsschäden zur Welt, weil deren Mütter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken haben. 

Der Tag des alkoholgeschädigten Kindes (9. September) will darauf aufmerksam machen. Die umfassende Aufklärung Schwangerer und ihres Umfelds sollten nach Einschätzung der Suchtexpertin nicht nur Frauenärzte und Hausärzte übernehmen, sondern auch Beratungsstellen wie die Familienzentren. Diese müssten finanziell in die Lage versetzt werden, ihre Mitarbeiter zu diesem Thema entsprechend zu qualifizieren. 

Lebenslange Folgen

Schädigungen unter dem Fachbegriff FASD (fetale Alkoholspektrumstörung) gelten als häufigste angeborene Behinderung. Den von der Mutter konsumierten Alkohol nimmt ein Fötus über die ihn während der Schwangerschaft ernährende Plazenta auf. Dadurch kann vor allem die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigt werden - mit lebenslangen Folgen. Betroffene Kinder kämpfen etwa mit Konzentrationsproblemen, Schwierigkeiten beim Lernen oder sind verhaltensauffällig. 

Die richtige Diagnose werde häufig erst spät gestellt, sagte Kornmann. "Oft erst im Erwachsenenalter und eher zufällig." Ohne frühzeitige Diagnose sei eine gezielte Förderung und Unterstützung im Alltag aber nicht möglich. In Thüringen gibt es nach Angaben der Landesstelle kein spezialisiertes FASD-Zentrum als Anlaufstelle etwa für eine gezielte Diagnostik. Selbsthilfegruppen für betroffene Familien sind beispielsweise in Gotha und Jena gebildet worden.

Während der Konferenz in Jena tauschen sich rund 160 Fachkräfte über die Versorgung Betroffener, Unterstützungsangebote und Prävention aus. Parallel wird im Uniklinikum eine dreitägige Wanderausstellung zu dem Thema gezeigt.

dpa